Das Milchfiasko und mehr!

Veröffentlicht auf von Karl-Dieter Specht

Das Milchfiasko war vorauszusehen – wer es denn wollte!

Alle am Milchmarkt beteilige verbanden mit dem Ende der Milchquote unterschiedliche Erwartungen an das Ende.

Milchindustrieverband: „In 70 Tagen läuft am 1. April 2015 nach 31 Jahren die Milchquote in Deutschland aus und damit die Mengenregulierung der Milchproduktion in der EU. Der Milchmarkt geht damit einen wichtigen Schritt in Richtung Liberalisierung und unternehmerisch gestalteter Milchproduktion und Verarbeitung in Deutschland“, erläutert Dr. Karl-Heinz Engel, Vorsitzender des Milchindustrie-Verbandes, im Rahmen des traditionell stattfindenden „Milchpolitischen Frühschoppen“ anlässlich der Grünen Woche in Berlin.".

Bauernverband: "Wenn in wenigen Tagen die Mengenregulierung bei Milch beendet wird, gehört staatliche Bevormundung und Planung auch auf dem letzten wichtigen Agrarmarkt in der EU der Vergangenheit an. Wie in anderen Agrarmärkten und in der übrigen Wirtschaft wird für die Milchbauern dann unternehmerische Verantwortung, Wirtschaftlichkeit und Entscheidungsfreiheit im Vordergrund stehen.“ Dies erklärte der Milchbauernpräsident und Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Udo Folgart, zum Abschluss des 6. Berliner Milchforums, das mit über 500 Teilnehmern aus Landwirtschaft und Molkereien einen Rekordbesuch verzeichnete."

Bauernverband S-H: "Lässt einen Michbauern sprechen: Klaus-Peter Lucht feiert im ZDF das Ende der Milchquote. Das Quotenende macht Klaus-Peter Lucht aus Mörel keine Angst. In den „heute-Nachrichten“ sagte er: „Für mich bedeutet Unternehmerische Freiheit, selbst zu bestimmen wie viel ich produzieren will. Die Quote hat für die Betriebe nichts gebracht.“

Bundesregierung:" Chance für die Milchwirtschaft:Nach 31 Jahren läuft Ende März die EU-Milchquotenregelung aus. Die Abschaffung der Quote begrüßte Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt als Entwicklung hin zu mehr Marktorientierung. Das neue Direktzahlungssystem sichere und stabilisiere die Einkommen der Milcherzeuger, so der Minister".

Raiffeisenverband:" Das Ende der Milchquotenregelung im Jahr 2015 ist unwiderruflich. Für eine Umkehr dieses Beschlusses oder eine Nachfolgeregelung gab es weder in den letzten Jahren, noch gibt es aktuell politische Mehrheiten in der EU. „Diese Realität ist von allen Beteiligten, auch von der nationalen Politik anzuerkennen und klar zu kommunizieren“, so der DRV-Präsident. Als Konsequenz aus den politischen Weichenstellungen muss das Bewusstsein weiter wachsen, dass sich die Milchproduktion am Markt und nicht an den Milchquoten zu orientieren hat."

Der Bund der Deutschen Landjugend" hat sich stark für die Abschaffung der Milchquote eingesetzt – darum stößt der Bundesvorstand des BDL mit einem Glas Milch auf das Ereignis an. „Der Ausstieg aus der Milchquote kommt zur richtigen Zeit“, so der Bundesvorsitzende des BDL Matthias Daun in einer Mitteilung. Die deutschen und europäischen Milchbauern seien gut gerüstet und die Molkereien solide aufgestellt. Junglandwirte könnten die lang ersehnten Veränderungsprozesse in den Betrieben durchführen. „Der Weltmarkt wird das Volumen aufnehmen können“, schätzt der Landwirt ein."
Aufgrund der angenommen rosigen Erwartungen auf dem Weltmarkt, die noch durch die Interessenvertretungen befeuert wurden, und die Milchindustrie den Slogan herausgab:“ Wir sind auf alles vorbereitet- Wir haben alles im Griff“, wurde noch eins daraufgesetzt.

„Niemand hat eine Milchschwemme erwartet, und diese ist nun auch nicht eingetreten“, stellte MIV-Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser fest. Nach seinen Angaben hat die Milchquotenregelung in vielen EU-Ländern bereits seit längerem keine Rolle mehr gespielt, denn die Unterlieferungen in den Nachbarstaaten hätten den dortigen Landwirten eine an Angebot und Nachfrage orientierte Produktion erlaubt. Dies sei nun auch in Deutschland der Fall. Über die weitere Marktentwicklung äußerte sich der MIV vorsichtig optimistisch. Die EU-Lagerbestände seien derzeit niedrig, und die öffentliche Intervention müsse nicht in Anspruch genommen werden. Zudem fördere im Ausfuhrgeschäft der exportfreundliche Euro-Dollar-Wechselkurs die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Molkereien. Insofern sei man zuversichtlich, dass die Milchpreise im dritten Quartal wieder ansteigen könnten. Eine entsprechende Dynamik könnte auch in den Markt kommen, wenn die augenblicklich mit 70 % angegebene Wahrscheinlichkeit des Wetterphänomens El Niño eintrete. Dies würde, so der MIV, spürbar negative Auswirkung auf die Milchanlieferung in Ozeanien haben. Damit bestätige sich die Einschätzung von Wissenschaftlern, dass zukünftig natürliche Bestimmungsgrößen in einem hohen Maß die weltweite Milchproduktion determinierten, was nun auch für die EU gelte.“

Frei von allen Fesseln, denn die da" Oben" sagten ja rosige Zeiten voraus, wollten alle einen Teil vom Kuchen abhaben. Also wurde die Milchproduktion hochgefahren. Besamungstechniker sagen mir damals:“ Sehr viele Starken werden zugelassen, das hatten wir lange nicht mehr!“

Also, war die Entwicklung vorauszusehen. Nur die da „Oben „wollen sie nicht sehen, oder spekulieren auf eine harte Selektion unter den Milchbauern. Was viele ja wünschen, aber nicht laut davon reden. Nach dem Motto: Der Weltmarkt wird es schon richten.

Warner und Mahner wurden und werden oft als Spinner bezeichnet; auch ich bleibe davon nicht verschont. Beispiel:

Die unsäglichen Theorien des "Sachverständigen" Karl Dieter Specht ...

„Die Milchkrise - ja, eigentlich die Wirtschaftskrise - hat Leute nach oben gespült, die vor den allgemeinen Turbulenzen zum Bodensatz der Agrarökonomie gehört haben.

Dazu gehören zuvorderst die BDM-Häuptlinge, die plötzlich die ökonomischen Zusammenhänge auf den Kopf stellen wollen und behaupten, dass der Preis gesteuert werden könne, dazu gehören die Ewiggestrigen ABL´er, die aus alter 68er Tradition ihre Gutmenschenideologie als allgemeinverbindlich erklären und mit einem illustren Haufen von knapp 2000 Aussteigerbetrieben die landwirtschaftliche Welt retten wollen.
Dazu gehört aber auch als neuer Prophet dieser Verlassenen Karl Dieter Specht, der sich im hohen Alter als "Sachverständiger" in seinem Blog berufen fühlt, seinen Senf zu allem und jedem beizutragen und dessen Jünger an seinen Lippen hängen, weil sie sonst nirgends ernst genommen werden.“ (Quelle Landlive.de-Pseudonym
Südfriese)

Vielleicht meldet sich das Forums – Mitglied „Südfriese“ mal, wie es Ihm angesichts der heutigen Situation geht, und an welchen Propheten er jetzt glaubt. Ich bin gespannt ,ob er in der Lage ist Fakten zu bringen. Der Bauernverband kann ihm ja dabei behilflich sein.- Ich aber auch!

Aber nun weiter zur Sache: Auf dem Weltmarkt tummeln sich Milchproduzenten; neben der EU auch Amerika, Süd-Amerika (wenn die erst einmal richtig loslegen) Neuseeland u. Australien. Kurzum: der Pazifikraum.

Dazu Prof Dr. Folkhard Isermeyer

„International vergleichende Analysen zeigen, dass zahlreiche Länder auf der Südhalbkugel der Erde bedeutende Kostenvorteile gegenüber der EU und gegenüber Nordamerika haben. Dies ist zum Teil auf klimatische Vorteile zurückzuführen (ganzjährige Weidehaltung), zum Teil auf Lohnkostenvorteile.“

Der Professor geht davon aus, dass die Nachfrage schneller wächst als die Produktion und wir somit – trotz höherer Kosten - zum Zuge kommen.

Dass ein Professor auch mal irren kann, zeigt das heutige Dilemma. Die Weltnachfrage nach Milch stagniert: Importländer wie z.B. China bauen gewaltige Milchproduktionen auf. Kurzum: Was ist für Europa (Deutschland) noch zu holen?

Von den Produktionskosten liegt Deutschland weltweit im oberen Drittel. D.d. der Weltmarkt ist für die Milchindustrie, wenn sie den Bauern auskömmliche Preise zahlen will, nur für hochwertige Produkte interessant mit einer hohen Wertschöpfung. In diesem Segment haben, insbesondere genossenschaftliche Molkereien, kläglich versagt. Im unteren Segment der Massenproduktion von Pulver ist langfristig nicht viel zu holen. Es sein denn, die Milchindustrie erhält vom Staat (Steuerzahler) Exportsubventionen, um am Markt agieren zu können. Das nützt zwar der Milchindustrie- der Milchbauer geht jedoch leer aus. Eine solche Politik des Preisdumpings macht die Bauern in Afrika, Indien usw. platt.

Es gibt zwei Möglichkeiten:

1. Man spielt den großen Global-Player und verzichtet damit auf einen auskömmlichen Milchpreis für die Bauern, um am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.D.d. die meisten Milchbauern müssen dann aufgeben. Ihre Kollegen in Afrika und in den anderen Entwicklungsländern aber auch.

2. Man verpflichtet die Milchindustrie den Bauern einen MIndest- Milchpreis als untere Grenze (Brandmauer oder Grundsicherung)) zu zahlen. Das würde natürlich zwangsläufig zu einer Mengenregulierung führen, die der Markt dann vorgibt. Was ja anscheinend alle wünschen. Hier können dann die Meiereien zeigen, was sie am Markt leisten können. Das wäre Wettbewerb!

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