Deutscher Bauernverband : Wenn Argumente fehlen-muss China ran!

Veröffentlicht auf von Karl-Dieter Specht

EMB-Fougeres-13-09-10-015-T.jpgDeutscher Bauernverband: Wenn Argumente fehlen - muss China ran!

Oder : Augen zu und durch!

 

Wenn sich der Bauernverband zu einer  Initiative äußert, die nicht von ihm selbst befördert wird, dann kann man meistens davon ausgehen, dass diese Initiative Erfolg hat. So auch bei der Stellungnahme seines hauptamtlichen Lobbyisten, Dr. Helmut Born ,zur „fairen Milch“. Zitat: „Das Teuflische an der fairen Milch ist doch, dass die Rechnung nicht aufgeht“, erklärte DBV-Generalsekretär Dr. Helmut Born am Mittwoch im Interview mit der Frankfurter Rundschau auf die Feststellung der Zeitung, dass die „Faire Milch“ zehn Cent mehr an die Bauern zahlt.“ „Die Discounter setzen weiter auf Niedrigstpreise", so Born weiter. "Wenn die nun von einer Molkerei eine faire oder regional erzeugte, besser bezahlte Milch produzieren lassen, dann hat die höchstens 2 %, allenfalls 5 % Anteil an der gesamten Produktion." Weil die Einnahmen in einen Pott gingen, kämen beim Bauern am Ende vielleicht gerade noch 0,5 Cent wirklich an“(Quelle: FR). Zugegeben: Allein die“ faire Milch“ kann die Probleme der Milchbauern  nicht lösen. Das wissen alle und handeln auch danach. Aber sie kann und wird ein Schritt in die richtige Richtung  sein.

Bauernverband  qualifiziert Milchbauern ab!

Teuflisch und zugleich befremdlich an der Aussage von Dr. Helmut Born ist, dass er eine aus der Not heraus durch Bauernhand entwickelte Marktidee so abqualifiziert. Mehr noch: Eine von Dr. Born „widerwillig“ der „fairen Milch“ zugestandene Verbesserung des Milchpreises über alles von 0,5 Cents/kg/Milch reicht ihm nicht- ist eben Peanuts! Warum wohl ? Der Grund liegt in der für den Bauernverband und der Milchindustrie unfassbaren Vorstellung, dass die Milchbauern ihr Schicksal mit der Einführung der Marke „faire Milch“ selbst in die Hand genommen haben bzw. nehmen! Das hat es bisher noch nicht gegeben. Ein nach Lesart des Bauernverbandes und der Milchindustrie ungeheurer Vorgang, den es zu bekämpfen gilt. Nach dem Motto: „Wehret den Anfängen!“ Und so kam, was kommen musste: Die Initiatoren der fairen Milch (alles Milchbauern) standen überall, wenn es um die Umsetzung des Milchbauernkonzeptes ging, vor verschlossenen Türen. Keine Meierei war anfangs bereit, im Lohnverfahren die „faire Milch“ abzupacken. Doch mittlerweile haben sich „die Macher“ der fairen Milch  gegenüber dem Bauernverband und der Milchindustrie durchgesetzt und  mit anderen Marktpartnern erste Markterfolge erzielt.  

 

Die reale Einschätzung eines Fachmannes

Inzwischen ist die „faire Milch“ in Bayern, Baden Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zu haben. Dazu der EDEKA-Fachmann Dietmar Fackler: "Wenn sie so konsequent auf ihrer Linie bleiben, das so konsequent weiterverfolgen und nicht irgendwann den Fehler machen, preislich aus dem Rahmen zu fallen und so wie jetzt im absolut reellen Niveau zu bleiben, dann räume ich die Chancen doch sehr gut ein.“

 

Die Verbraucher haben ein Herz für die bäuerliche Landwirtschaft

Diese Erfolge (bisherigen) haben die Macher in erster Linie den Verbrauchern zu verdanken, die klar erkannt haben, dass regional produzierte und absetzbare Milch (gilt auch für (fast) alle Lebensmittel ) bäuerliche Strukturen erhalten und somit ihr Lebens- und Naturumfeld im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft sichern. Ein Erfolg, der allen Milchbauern zugutekommt.  Dieser Erfolg ist das Ergebnis einer langsamen Veränderung des Käuferverhaltens. Die Geiz ist Geil-Mentalität scheint für viele Verbraucher ein Modell von gestern zu sein. Vielmehr setzt man mehr und mehr auf Nachhaltigkeit und Gentechnikfreiheit. Auch zur Gentechnik hat der Lobbyist Dr. Helmut Born etwas zu sagen: „Bezüglich GVO-freier Milch geht Born aber davon aus, dass es künftig noch mehr Angebote geben wird. Wenn 70 % der Kunden sagen, sie wollen keine Gentechnik, dann wäre es dumm, wenn Bauern, Molkereien und Handel nicht reagieren. „Aber eines ist auch klar“, schränkt er ein: „An der Haltung der deutschen Verbraucher entscheidet sich der Anbau von Gen-Soja überhaupt nicht. Europa importiert 30 Mio. t Soja aus Amerika, China allein aber 70 Mio. t, mehr als das Doppelte. Das ist der Motor, wir sind nur ein Anhängsel“ (Quelle: FR). Es ist schon erstaunlich wie Dr. Born die Marktmacht der Verbraucher deutet. Wenn es eben nicht geht aus obigen Grund, dann eben nicht! Die Bauern wollen ja, aber die Erzeugerländer nicht! Die setzen auf Gen-Soja! Basta! So einfach   gestrickt ist die Logik  des Bauernverbandes. Dass aber Exportländer, wenn sie denn am Markt erfolgreich teilnehmen wollen, sensibel auf Nachfrageveränderungen reagieren, passt  so ganz  und gar nicht in das Denkschema des Lobbyisten. Auch sollte sich Dr. Born das Ergebnis des internationalen Symposiums über die Sicherung der Artenvielfalt, das im September 2010 auf `Madeira stattfand, mal ansehen. Ergebnis zur intensiven (genveränderten)Landwirtschaft:. Inzwischen steht unumstößlich fest, dass der Verlust der Artenvielfalt langfristig die Ernährungssicherheit gefährdet, da davon auch Wildpflanzenarten betroffen sind, die als Ausgangsmaterial für die züchterische Anpassung unserer Kulturarten an den globalen Wandel mehr als je zuvor benötigt werden.

 

China als Heilsbringer für den Bauernverband!

Und nun wird, was immer kommt, wenn beim Bauernverband völlige Ratlosigkeit herrscht, China ins Spiel gebracht: China als Problemlöser der Landwirtschaft  wird vom Bauernverband immer wieder bemüht. China hilft bei der Lösung des Milchproblems, China ist der Wachstumsmarkt der Zukunft für landwirtschaftliche Produkte, China löst die Überschussprobleme u.u.u. Was soll denn China noch alles leisten! Dass aber der Wachstumsmarkt der Zukunft für landwirtschaftliche Produkte im pazifischen Raum von den Ländern  vor Ort wie China, Indien usw. selbst bedient wird und bedient werden muss, scheint beim Bauerverband noch nicht angekommen zu sein. Auch die Tatsache, dass die Exporte von Milchprodukten in Drittländer bis 2018 um 6%-7% zurückgehen nimmt man ebenfalls nicht zur Kenntnis(Quelle FAO). Anstatt sich den neuen Herausforderungen zu stellen, bedient der Bauernverband weiterhin die alten Klischees. Nach dem Motto: Augen zu und durch !

 

 

 

 

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