Milchkrise : Die herrschende Hand des Global-Players Arla/Hansano

Veröffentlicht auf von Karl-Dieter Specht

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Milchkrise :  Die herrschende Hand des Global-Players Arla/Hansano

Oder : Minderheiten werden ganz einfach platt gebügelt

 

Kommentar vom SV Karl-Dieter Specht

 

Es klingt  schon wie Kapitulation vor dem Global-Player, was Frontkämpfer Elfenkämer-Rehmann zu sagen hat:“Wir haben uns mit Arla-Hansano außergerichtlich geeinigt.“ Die 37 „abtrünnigen“ Milchbauern erhalten nun für ihre im März gelieferte Rohmilch das von Arala/Hansano zurückbehaltene Milchgeld. Insgesamt 250.000 € wurden zwischenzeitlich an die 37 Milchbauern ausgezahlt. Der Preis: Die „abtrünnigen“ Milchbauern müssen auf die Hälfte Ihrer Genossenschaftsanteile verzichten.

 

Worum geht( ging) es?

An einem Forschungsprojekt der Milcherzeugergemeinschaft Hessen w.V. über „Preispolitische Spielräume für regional erzeugte ökologische Produkte Analyse und Umsetzung einer regionalen Marktstrategie für Biomilchprodukte“ nahm auch die ehemalige Meierei  Trittau eG (jetzt Arala/Hansano) daran teil. Voraussetzung der Teilnahme war die Zertifizierung  als Bio-Betrieb, die gegeben war. Insoweit lieferten 37 Bio-Milchbauern ihre Milch an die Meierei Trittau eG.

Im November 2005 erfolgte die Übertragung des Projektes auf eine andere Molkerei und Region. Die Verbraucher konnten in verschiedenen Lebensmitteleinzelhandelsgeschäften in Kiel und Hamburg nun auch Erzeuger- fair Milch vom Hamfelder Hof (Meierei Trittau) mit dem 5 Cent-Siegel kaufen. Die Erzeuger-fair Milch- Aufkleber wurden direkt in der Meierei Trittau auf die Öko-Milch vom Hamfelder Hof geklebt und im Lebensmitteleinzelhandel in Hamburg und Schleswig- Holstein mit Preisaufschlag verkauft. Die pro Liter Öko-Milch zusätzlich eingenommenen 5 Cent wurden ebenso wie bei der Upländer Bauernmolkerei direkt an die regionalen Milchlieferanten des Hamfelder Hofes ausgezahlt(Quelle: Molkerei Tittau/ Hamfelder Hof))

 

Der Weg: Alle zwei Tage geht die gemolkene Milch zur Meierei Trittau, wo sie als "Hamfelder Hof"-Biomilch verarbeitet wird. Anschließend kommen die abgefüllten Kartons zurück. "Wir vertreiben die Milch selbst - vor allem an Naturkostläden, aber auch an Großhändler wie Bartels-Langness (Markant, Famila) oder Edeka und einige Rewe-Läden", sagt Elfenkämper (Quelle: Lust auf Leben).

Anmerkungen: Es ging und geht also darum, dem Verbraucher Milchprodukte anzubieten, die aus „gläsernen Milchviehbetrieben“ stammen, die streng nach Bioland-Richtlinien arbeiten und somit  vielen Verbraucherwünschen entsprechen. Darüber hinaus verlangen die Milchbauern einen fairen Milchpreis für ihre Produkte. Nicht mehr und nicht weniger! Dann“ schluckte“ Hansano  Trittau mit folgendem Ergebnis für die Biomilchbauern: Dieser Denkansatz der besonderen Heraushebung eines Produktes, das nicht in das Konzept der Massenproduktion  des Global-Players passt und die Forderung nach einem fairen Milchpreis waren und sind für Arla/Hansano nicht marktkonform. Deshalb übernahm der Global-Player diese besondere Geschäftstätigkeit der Meierei Trittau eG nicht.  Begründet wurde das von Seiten des Global-Players mit dem Hinweis auf eine fehlende Zertifizierung für Bioprodukte. Auf dieses Label und damit auch auf  einen angemessenen Milchpreis wollten und konnten aber die Bio- Milchviehbetriebe nicht verzichten aufgrund ihrer höheren  Produktionskosten.  Bei einer Vermarktung ihrer Milch als  No- Name – Produkt (Massenprodukt), wie vom Global-Player vorgesehen,  hätte das für die Biobauern das sichere Aus bedeutet.   Somit saßen die  Biobauern  also zwischen allen Stühlen.  Aus der Not heraus suchten sich die Biobauern eine andere Meierei, die auf ihre Wünsche einging  und über eine Bioland-Zertifizierung verfügte. Und sie wurden fündig: Osterhusumer Meierei in Witzwort eG hieß und heißt sie.

So von Arla/Hansano vor den Kopf gestoßen, traten die Bio-Bauern geschlossen aus der Meiereigenossenschaft Trittau aus und lieferten ihre Milch an die Meierei Witzwort eG. Nun sollte man meinen, dass dieser existenzielle  Schritt der Bio-Bauern auf Verständnis des Global-Players stoßen würde. Aber weit gefehlt! Arla/Hansano behielt ganz einfach das den „abtrünnigen Milchbauern“  noch zustehende Milchgeld ein und zahlte es nicht aus. Immerhin 250.000 €. Begründung: Nichteinhaltung von Lieferverträgen. Dass dabei einige der bäuerlichen Milchviehbetriebe wegen Ausbleibens des  März-Milchgeldes in finanzielle Schwierigkeiten gerieten, war und ist ein Teil der Unternehmensstrategie, die darauf abzielte (abzielt), dass den Milchbauern (insbesondere Minderheiten)in einer prozessualen Auseinandersetzung die finanzielle Luft ausgehen würde (wird). Diese Strategie ist für den Global-Player voll aufgegangen.

Dazu: Elfenkämper-Reymann(Sprecher der Bio-Bauern) Zudem seien die Biobauern geschlossen aus der Genossenschaft ausgetreten. "Allerdings haben wir alle nur 50 % unserer Anteile zurückbekommen", sagte Elfenkämper-Reymann. Dies sei Teil der außergerichtlichen Einigung gewesen. "Wir haben uns damit abgefunden. Natürlich hätten wir gerne unsere kompletten Anteile zurückgehabt. Aber wir hatten auch keine Kraft und Zeit mehr weiter zu kämpfen. Für uns ist das Kapitel nun abgeschlossen", sagte Elfenkämper-Reymann.

Anmerkungen: In schonungsloser Offenheit hat der Global-Player „seinen Praktiken“ gegenüber bäuerlichen Familienbetrieben ein offenes Gesicht gegeben. Wer sich gegen die Interessen der Milchindustrie stellt, der wird ganz einfach platt gemacht – oder wie in diesem Fall- finanziell ausgehungert. Dabei tritt der Global-Player wie ein Raubritter auf und geht auf Beutezug. Ergebnis: Die „abtrünnigen Milchbauern“ erhalten ihre Genossenschaftsanteile nur zur Hälfte zurück. D.h. der Global-Player bereichert sich (vermutlich) auf Kosten „andersdenkender und handelnder Milchbauern“.  So, das wär`s!

 

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O
<br /> Mich erinnert das Vorgehen von Arla gegen die Biomilch-Produzenten fatal daran, wie die Nordmilch vor einigen Jahren mit ihren Mitgliedern umgegangen ist, die per GbR-Gründung das Unternehmen<br /> schnell verlassen haben. Anstatt durch Leistung (sprich: guter Auszahlungspreis) zu überzeugen, wurde die juristische Keule geschwungen. Die für die Milchbauern ungünstige Marktsituation nutzte die<br /> Nordmilch, um massiv Druck zu machen und die "Abtrünnigen" zu Vergleichen mit hohen Strafzahlungen zu drängen. Manch einer gab auf und beugte sich dem Druck, diejenigen, die die juristischen<br /> Auseinandersetzungen bis zum Schluß durchhielten, bekamen allerdings Recht und konnten straffrei wechseln. Hoffentlich öffnen die Auseinandersetzungen um die Biomilchbauern den Lieferanten von<br /> Allgäuland die Augen, so dass sie noch rechtzeitig merken, auf was für einen neuen Partner sie sich einlassen wollen. Das Wohl der Milcherzeuger rangiert bei diesem Unternehmen ganz weit hinten.<br /> <br /> <br />
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