Milchkrise: Die zwei Gesichter der Global Player

Veröffentlicht auf von Karl-Dieter Specht

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 Milchkrise: Die zwei Gesichter der Global Player

 

Kommentar vom SV Karl-Dieter Specht

 Aral offiziell: „Während in anderen führenden Milcherzeugungsländern die Konzentration der Milchverarbeitung voran schreitet, steckt sie in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Darauf verwies Jörg van Look, Leiter Geschäfts-Entwicklung von Aral Foods Deutschland auf der 37. Tagung der Erzeugerberater in Herrschen. Die Größe einer Molkerei sei aber eine wesentliche Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit beim Export. Und genau hier sieht van Look künftig die größten Marktchancen. Aral erwartet, dass mittelfristig weltweit der Verbrauch an Milchprodukten mit 2,0 % pro Jahr stärker wächst als die Produktion (1,8 %). Allerdings werde das Nachfragewachstum nicht in Westeuropa stattfinden, sondern in Osteuropa, Nordafrika, dem mittleren Osten, Südostasien und Südamerika“( Quelle: Topograf).

 

DBV: "Der Milchstandort Deutschland bietet die besten Voraussetzungen für eine Vorwärtsstrategie", dies erklärte der Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und Milchpräsident Udo Folgart auf dem 2. Berliner Milchforum, das der DBV und der Milchindustrieverband in Kooperation mit der Deutschen  Landwirtschafts-Gesellschaft und dem Deutschen Raiffeisenverband  heute und morgen in Berlin durchführen. Auf den Märkten wie auch in der Politik müsste die gesamte Wertschöpfungskette Milch "jetzt gemeinsam den Vorwärtsgang einlegen", betonte Folgart( Quelle: DBV 17.03.10).

Die Verlogenheit der Global Player!

Anmerkungen: Öffentlichkeitswirksam schlägt Arla zusammen mit dem Bauernverband, der Milchindustrie, der Deutschen Landwirtschafts – Gesellschaft und des Deutschen Raiffeisenverbandes auf die Wachstumspauke: Gerade der Export, so Jörg van Loock,  soll`s offiziell richten. Der weltweite Milchbedarf boomt, die Milchbauern kommen mit der Produktion nicht hinterher.  Gleichzeitig teilt man den Milchbauern in einem inoffiziellen Schreiben folgendes mit:

Arla zu den Milchbauern:„Sowohl  innerhalb als auch außerhalb der EU wurde mehr Rohmilch produziert und auch angeboten, so dass wir einen Preissturz auf dem Industriemarkt u.a. bei Milchpulver verzeichnen mussten. Gleichzeitig herrscht erneut wirtschaftliche Unsicherheit nicht zuletzt in den USA und Europa, was sich auf das Einkaufsverhalten der Verbraucher widerspiegelt. Hinzu kommt, dass der US-Dollar unter starkem Druck steht, was sich wiederum auf den Ertrag von Arla in dänische Kronen auswirkt. Diese Faktoren haben Einfluss auf Preise und den Umsatz der Molkereibranche und natürlich auch auf Arla“(Quelle Arla-Info vom 08.09.11).

Wie sehen die Schweden Arla?

Schwedenforum: Leider ist dies nur ein kleiner Teil dessen, was hinter den Arla-Kulissen abläuft, da Arla die Molkerei Milko übernimmt und damit die Milchindustrie Schwedens absolut dominieren wird. Bereits seit einem Jahr bietet Arla Milch und Milchprodukte zu Dumpingpreise in Schweden an, um andere Molkereien in die roten Zahlen zu treiben. Und nur deshalb senkt Arla nun auch die Preise für die Bauern. Bauern, die früher Milko belieferten, hatten bis heute Zeit einen neuen Vertrag mit Arla zu schließen, unter der Voraussetzung, dass sie die Milch um 5 Cent billiger liefern (nicht nur 1,7 Cent!) als früher an Milko. Wer dieser Erpressung nicht folgt hat entweder keinen Abnehmer mehr oder muss die Milch selbst über weite Strecken transportieren. Obwohl Arla unter den schwedischen Molkereien die höchsten Gewinne macht, sagte der Vorstand von Arla vor wenigen Tagen, nachdem die Bauern bereits auf 5 Cents pro Liter verzichtet haben, dass dieser Einschnitt nicht reicht. Erst wann man den Bauern 18 Cents weniger als heute bezahlt, werden sie endlich den Mund halten und keine Forderungen mehr stellen. Die Frage bei Arla ist also nicht ein Problem der Rentabilität, sondern ein Machtkampf, der Konkurrenten und Landwirte klein kriegen soll (Quelle: Schwedenforum-Autor: gertebergcity).

 

Wie sehen die Dänen Arla?

Das Verhalten von Arla hat System. Auch die dänischen Milchbauern protestieren: Der dänische Milchviehhalterbund Danske Mælkeproducenter (LDM) bezeichnet die Erklärung von Arla Foods für das Absenken des Milchpreises als unverschämt. Als im November 2010 der Milchpreis erhöht wurde, habe die Konzernspitze nichts davon erwähnt, dass es sich lediglich um eine temporäre Vorschusszahlung handle, stellt der LDM-Vorsitzende Peder Mouritsen fest. Zudem bemängelte er, dass Arla Foods beim Milchpreis deutlich hinter der Konkurrenz zurückliegt. „In anderen Branchen würde die Konzernspitze in solch einer Situation ersetzt werden, wir müssen das eventuell auch mal überdenken", fordert Mouritsen mit deutlicher Vehemenz(Quelle: Elite).

Anmerkungen: Die Frage ist nur, wie lange lassen sich die Milchbauern noch für „dumm“ verkaufen. Wie lange lassen sich die Milchbauen mit Zuckerbrot und Peitsche noch steuern? Was muss noch alles passieren, bis auch  der letzte Milchbauer dieses Schauspiel durchschaut? Oder: Hat die Gier vieler Milchbauern ihre Hirne schon zerfressen?  Der von der Milchindustrie  geschickt beförderte Konkurrenzkampf der Milchbauern untereinander appelliert an die Urinstinkte des „Homo Sapiens“ zur Erhaltung seiner Rasse. Es sind jene  Urinstinkte, wie man sie in einem Haifischbecken ebenfalls vorfindet. Diese Urinstinkte lassen christliche und humane  Werte verblassen und befördern den verbalen Kampf jeder gegen jeden!

Exkurs: Christian Felber plädiert in seinem neuen Buch für einen ganzheitlichen „dritten“ Weg. In der Wirtschaft sollen dieselben humanen Werte gelten wie in zwischenmenschlichen Beziehungen. Gesetze und Institutionen müssen diese neuen Werte belohnen. Nicht Egoismus, Konkurrenz und Materialismus sollten gefördert werden, sondern Kooperation, Selbstbestimmung und ökologische Verantwortung. Das Gelingen von zwischenmenschlichen Beziehungen muss zur Maxime wirtschaftlichen Handelns und zum Kriterium für Leistung und Erfolg werden. Sich vom egoistischen Verhalten der einzelnen Akteure den größten Profit für das Gemeinwohl zu erwarten, ist die Lebenslüge der jetzigen Wirtschaftsverhaltens.

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen  werfen!

Arla :Vor allem die deutschen Genossenschaftsmolkereien. Obwohl diese 60 % der deutschen Milch verarbeiteten, generierten sie nur 47 % des Umsatzes. Die Konsolidierung der deutschen Genossenschaftsmolkereien verlaufe schleppend und sei von zahlreichen gescheiterten Fusionsversuchen gekennzeichnet. Trotz Überkapazitäten werde unkoordiniert in unrentable Produkte investiert(Quelle. topagrar).

Anmerkungen: Und wie verhält sich Arla?  Sie senkt den Milchpreis mit der Begründung: „Sowohl  innerhalb als auch außerhalb der EU wurde mehr Rohmilch produziert und auch angeboten, so dass wir einen Preissturz auf dem Industriemarkt u.a. bei Milchpulver verzeichnen mussten. Also doch! Die Höhe des  Milchpreises richtet sich in erster Linie nach Angebot und Nachfrage von Milchpulver auf dem Weltmarkt. Die Preise „machen“ also jene Massenprodukte, bei denen die Europäer nicht konkurrenzfähig sind. Insoweit  kann Arla zwischen Wunsch und Wirklichkeit nicht – oder will nicht- unterscheiden. Tatsache ist, dass Arla vom Weltmarkt eingeholt wird trotz blumiger Versprechen höherer Wertschöpfung.

                                                        Die Antwort des DMK!

DMK: Um an der positiven Entwicklung der Märkte teilzuhaben, hat DMK seine Organisation entsprechend ausgerichtet: In neu geschaffenen Bereichen wie Unternehmensentwicklung und Innovationsmanagement werden Wachstumsregionen analysiert, Markteinstiegsstrategien entwickelt und Innovationsprozesse vorangetrieben. Neben bestehenden Exportmärkten wie beispielsweise Russland wurden ausgewählte asiatische Länder als potenzielle Zielmärkte ausgemacht. Erster Schritt ist die Gründung einer Niederlassung in China bis Ende des Jahres. „Viele der Länder sind mittelfristig nicht in der Lage, ihren Bedarf mit eigener Milchproduktion zu decken. Diese Märkte wollen wir nicht unseren Wettbewerbern überlassen“, begründet Dr. Schwaiger, Sprecher der Geschäftsführung.

Oberstes Ziel bei der Verwertung des Rohstoffs Milch ist die Erhöhung der Wertschöpfung zur Auszahlung eines wettbewerbsfähigen und überdurchschnittlichen Milchauszahlungspreis. Dies soll über ein moderates Wachstum in Deutschland, Ausbau der Marktanteile der weißen Linie innerhalb der EU und der Forcierung des Markengeschäfts sowie dem Verkauf von milchbasierten Inhaltsstoffen für die Ernährungsindustrie erreicht werden. Darüber hinaus werden die Geschäftsfelder Babynahrung, Eis und Gesundheitsprodukte mit gleicher Intensität weitergeführt. Diese Produktsegmente bieten langfristig attraktive zusätzliche Verwertungsmöglichkeiten milchbasierter Rohstoffe(Quelle: DMK).

Anmerkungen: Es ist schon erstaunlich mit welcher Dreistigkeit die Verantwortlichen der Milchindustrie und des Bauernverbandes Argumente wechselseitig benutzten, um ihre zerstörerischen Wachstumspolitik unter die Milchbauern zu bringen. Da wird vom globalen Wachstumsmarkt gesprochen, den Deutschland angeblich bedienen muss. D.d. die Milchproduktion muss wachsen ohne wenn und aber! Alle produzierte Milch der Milchbauern wird abgenommen, brüstet sich die Milchindustrie! Natürlich alles ohne Preisgarantie. Das ist alleine das unternehmerisches Risiko der Milchbauern.   Bedienen dann die Milchbauern den angeblichen Wachstumsmarkt, dann senken die Global-Player die Milchpreise ( siehe Aral-Rundschreiben an die Milchbauern - DMK wird folgen- wetten!) Nach dem Motto: Den Letzten beißen die Hunde! 

Wenn nichts mehr hilft – dann Wertschöpfung!

Wenn alle Argumente bei den Milchbauern nicht mehr fruchten,  dann muss eben die Wertschöpfung ran! Sie soll`s für die Milchbauern richten.  Wohl bemerkt, das sagen alle Global-Player, die was auf sich halten! Aber wie die Erhöhung der Wertschöpfung den Milchpreis an die Milchbauern beeinflussen soll und in welcher Höhe, dazu geben sie natürlich keine  substantielle Auskunft. Das können sie auch nicht, denn der Milchpreis wird, das hat Aral mittlerweile auch erkannt oder musste es  gezwungener Maßen zugeben, durch den Weltmarktpreis für Milchpulver im Wesentlichen mitbestimmt. Dieses Geschäftsgebaren der Milchindustrie auf Kosten der Milchbauern, das vom Bauernverband und den schon erwähnten Mitläufern unterstützt wird, lässt für die Zukunft nichts Gutes für die Milchbauern erwarten. Diesem Wachstumsfetischismus ist nur mit einem für die Molkereien verbindlichen Grundsicherungs-Milchpreis an die Milchbauern zu begegnen. Alles andere, mag es noch so schön verpackt sein, ist heiße Luft und dient nicht den Milchbauern, der Umwelt und dem Tierschutz.

 

 

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