Milchkrise: Schleswig-Holstein ist eine expandierende Milcherzeugungsregion!

Veröffentlicht auf von Karl-Dieter Specht

EMB-Fougeres-13-09-10-015-TMilchkrise:               Staatssekretär Rabius

Schleswig-Holstein ist eine expandierende Milcherzeugungsregion!

                                         PM des Ministeriums vom 13.12. 2010

Kommentiert vom SV Karl-Dieter Specht

STRUVENHÜTTEN. Landwirtschaftsstaatssekretär Ernst-Wilhelm Rabius hat heute (9. Dezember) die Meierei Struvenhütten (Kreis Segeberg) besucht. “”Die Krise auf dem Milchmarkt ist vorbei. Jetzt müssen wir die Lehren daraus ziehen. Insbesondere die Meiereien haben im Wettbewerb eine Schlüsselrolle und brauchen eine tragfähige Zukunftsstrategie”", sagte er.

Anmerkungen: Es ist schon abenteuerlich und unverantwortlich gegenüber den Milchbauern, wie der Staatssekretär leichtfertig das Ende der Milchkrise erklärt, obwohl viele Anzeichen darauf hindeuten, dass es wieder zu einem Abflachen der Spotmarktnotierung am Milchmarkt kommt.

Dazu der Copa-Cogeca Generalsekretär Pekka Pesonen: . „Ich rufe die EU-Institutionen folglich dringend auf, einen ausreichenden EU-Haushalt für 2011 bereitzustellen, um ihr angemessenes Funktionieren sicherzustellen - zumal der Milchproduktemarkt nach der jüngsten Krise schon wieder Schwäche zeigt.“ (CDP)

 

Anmerkungen:  Im Klartext: Personen fordert ungeniert, dass das von den Ländern forcierte Wachstum am Markt vorbei auch noch durch Steuergelder finanziert und dadurch abgesichert werden soll.

 

PM) Die derzeitige Marktlage ist laut Rabius erfreulich: In Schleswig-Holstein seien im Oktober Milchauszahlungspreise von bis zu 35 Cent je Kilogramm Standardmilch (3,7 % Fett / 3,4 % Eiweiß o. MwSt.) registriert worden. Jedoch habe die Vergangenheit gezeigt, wie schnell die Preise auch wieder abstürzen können. “”Es ist mit Blick in die Zukunft wichtig, dass sowohl von den Milcherzeugern als auch von den Meiereien ein marktorientiertes Risikomanagement betrieben wird”", forderte daher der Staatssekretär. Gerade Meiereien mit einer eingeschränkten Produktlinie, die wenig Veredelung betrieben, seien der neuen Volatilität der Milchmärkte besonders stark ausgesetzt.

Anmerkungen: Zwar ist es erfreulich, dass der Milchgeldauszahlungspeis im Moment bei zirka 35 Cents/kg/Milch liegt; jedoch im Durchschnitt des Jahres werden die Vollkosten der Milchproduktion nicht gedeckt. - Wie soll denn das marktorientierte Risikomanagement aussehen, vor dem Hintergrund eines permanenten Anpeitschens des Wachstumsprozesses ohne Markt?

PM) Dabei sei Schleswig-Holstein eine expandierende Milcherzeugungsregion mit einem Selbstversorgungsgrad von nahe 250 Prozent, der Wegfall des europäischen Milchquotensystems 2015 werde den Wachstumsprozess noch beschleunigen. Dies mache den Absatz und Export zu einer großen Herausforderung für die Branche. Die Chancen für Schleswig-Holstein liegen dabei, sagte Ernst-Wilhelm Rabius, neben der Konzentration und Kooperation in der Erhöhung der Veredelungstiefe und damit einer besseren Wertschöpfung. PM) Bei einer Weiterentwicklung der Meiereiwirtschaft in diese Richtung, wolle das Land auch weiterhin durch gezielte Förderung behilflich sein. “”Die Gespräche in der Meierei Struvenhütten zeigen mir, wie engagiert Haupt- und Ehrenamt sich mit der Zukunft des Unternehmens auseinandersetzen. Ich sage jedoch auch deutlich, dass keine Zeit bleibt, um sich auf den aktuellen Erfolgen auszuruhen”", so Landwirtschaftsstaatssekretär Rabius.

Dazu die EU-Kommission: „ Die VMP-Erzeugung wird voraussichtlich nur leicht unter den Wert von 2009 fallen und die EU-Ausfuhren von VMP dürften im Zuge einer starken weltweiten Nachfrage mittelfristig stabil bleiben. Trotzdem würde der EU-Marktanteil an weltweiten VMP-Ausfuhren bis 2020 schrittweise auf 21 % fallen (von 24 % im Jahr 2009. Wegen der angenommenen allmählichen Festigung des Euro und eines starken Angebots von Seiten anderer Ausführer sind die Aussichten für MMP-Ausfuhren weniger günstig. Trotz der relativ günstigen Prognose und der offensichtlichen Markstabilität bei MMP bleiben die unmittelbaren Aussichten empfindlich gegenüber den weltweiten Entwicklungen von Angebot und Nachfrage und der Fähigkeit der EU, Interventionsbestände aufzunehmen.“

 

Anmerkungen: Die vom Staatssekretär Rabius vorausgesagte Wachstumsregion Schleswig-Holstein steht nach Einschätzung der Kommission auf tönernen Füßen. Zum einen ist der Europäische Markt nicht mehr aufnahmefähig, und zum anderen ist der Weltmarkt nicht als lukratives Geschäft zu bezeichnen. Hinzu kommt, dass Irland ebenfalls Expansionsabsichten äußert. Die Iren wollen, so ist zu lesen, den europäischen Markt im großen Stil mit Milchprodukten beliefern(nach der Finanzkrise-jetzt die Milchoffensive). Angesichts der Marktsättigung und des vorzüglichen Produktionskostenvorteils der irischen Milchbauern gegenüber unseren Milchbauern ist schon heute absehbar, wohin die Reise geht. Die Kommission gibt klar und deutlich zu verstehen, dass die Intervention nicht als Problemlöser dienen kann. Deshalb ist Vernunft gefragt, die sich wie folgt artikuliert:

 

Ø  Die Marktpartner müssen stärker auf den Markt reagieren, damit es nicht immer wieder zur Überproduktion kommt, die die Märkte und Milchbauern kaputtmacht.

Ø  Angesichts der unterschiedlichen Produktionsbedingungen in den EU-Ländern ist die EU-Kommission in das „ Geschehen“ mit einzubinden.

Ø  Eine Produktionsausweitung durch Wachstum ist nur dann zu sinnvoll, wenn der Markt das hergibt.

Ø  Es muss endlich Schluss gemacht werden mit der Wachstumseuphorie ohne Sinn und Verstand( jedes Land will das andere übertreffen, indem  sie versuchen, sich durch Subventionen gegenseitig Wettbewerbsvorteile zu verschaffen).

Ø  Investitionsbeihilfen dürfen  nur für die Modernisierung der Milchviehbetriebe

gewährt werden( wenn der Markt kein Wachstum zulässt).

 

 

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