Milchkrise - Schleswig-Holstein : Milchviehbetriebe erleiden hohe Eigenkapitalverluste

Veröffentlicht auf von Karl-Dieter Specht

 Milchkrise - Schleswig – Holstein:  Milchviehbetriebe erleiden hohe Eigenkapitalverluste

Um  seinen Zahlungsverpflichtungen im WJ 2008/09 nachzukommen, musste  der durchschnittliche Milchbauer  neue Schulden aufnehmen. Eine Entwicklung, die an Dramatik kaum zu überbieten ist.  Selbst die Abschreibungen reichen  oft nicht mehr aus, um das Desaster zu stoppen. Der freie Fall in die Schuldenfalle ist vorprogrammiert. Selbst Spitzenbetriebe hangeln sich so am Existenzminimum vorbei. Auf eine allumfassende Verzinsung des  eingesetzten Kapitals muss ebenfalls verzichtet werden. Und das in einem Land, das sich als Gunststandort begreift und zur Milchattacke bläst.

Was ist passiert?

Gegenüber dem WJ 2007/2008 sind aufgrund des Überangebotes an Milch die Milchauszahlungspreise an die Bauern  in Schleswig – Holstein  um 9,21 Cents auf 30,84 Cents/kg- Milch gefallen (brutto). Damit liegen die Milchgeldauszahlungspreise in Schleswig-Holstein im unteren Drittel in Deutschland. Mehr noch: Rechnet man die vorprogrammierten Kürzungen mit  Einführung der Einheitsprämie dazu, dann sieht es für die Michbauern noch düsterer aus. Im Schnitt müssen die Betriebe mit weiteren Kürzungen in einer Größenordnung von 4.000 € - 22.000 € /Betrieb rechnen. Dabei wird unterstellt, dass sich die Betriebs- und Lebenshaltungskosten  nicht erhöhen und der Milchgeldauszahlungspreis an die Milchbauern bei 30,84 Cents/kg weiterhin stabil bleibt. Unter diesen (fast) „realitätsbezogenen Annahmen“ werden die Eigenkapitalverluste im Durchschnitt um weitere 15.000 €/ Betrieb ansteigen.

Damit nicht genug:

 Unser Nachbarland Dänemark fordert die Abschaffung aller Subventionen für die Landwirtschaft bis 2025.  Dies, obwohl die Produktionskosten für Milch in Dänemark höher sind als in Schleswig-Holstein und dänische Betriebe mit die meisten Beihilfen bekommen( bezogen auf ihre Größe).

 

Nichts geht ohne Arla-Food- bekommen die Milchbauern in Dänemark kalte Füße?

 Es ist kaum vorstellbar, dass diese Aussage der Regierung nicht ohne Abstimmung mit dem dänischen Milchindustrieverband Mejeriforeningen (sprich Arla-Food) erfolgt ist. Obwohl die dänischen Bauern sehr  unternehmungsfreundlich sind , immerhin lieferten sie 2009 zirka 3.9 Prozent mehr Milch gegenüber 2008,  bekommen sie angesichts dieser eröffneten Perspektive langsam kalte Füße. Auch vor dem Hintergrund, dass die Milchviehbetriebe in 2009 erhebliche Verluste einfuhren. Die Verluste bewegten sich gemäß der Beratungsorganisation Dansk Kvaeg je nach Betriebsgröße zwischen 74.000 € und 240.000 €. Für 2010 ist mit keiner durchgreifenden Änderung zu rechnen. Man rechnet für 2010 mit einem Durchschnittspreis von 29 Cents/kg/Milch.  Herr Petersen, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig, spricht in diesem Zusammenhang schon von einem Kamikaze-Kurs.

 

Neue Parole  - 500 Kühe müssen her!

 Gespannt werden wir die weitere Entwicklung beobachten, denn die Milchindustrie strebt eine weitere Vergrößerung der Milchviehbetriebe auf 500 Milchkühe an.  Die Verschuldung der dänischen Milchbauern nimmt also weiter zu. Ganz so weit sind wir hier in Norddeutschland noch nicht.

 

Die“ Norddeutschen“ wollen sich  „nur“ mit 300 Kühen begnügen

 Führt man sich den Geschäftsbericht der Nordmilch eG einmal zu Gemüte, dann weist die Nordmilch eG als angemessene Größe einen  Michviehbetrieb mit 300 Kühen aus. Hier ist also noch Nachholbedarf!

 

Fallen in Schleswig-Holstein 4.000 Milchviehbetriebe durch den Rost?

Umgerechnet, gemäß den Vorstellungen der Milchindustrie, müssten von den ca. 5.000 Milchviehbetrieben in Schleswig-Holstein ca. 4.000 Betriebe ihre Milchproduktion aufgeben. Das wären immerhin 80 Prozent der Betriebe. Es ist erstaunlich, dass eine Genossenschaft in ihrem Geschäftsbericht ein solches Poster mit einer klaren Aussage ohne nennenswerte Kritik veröffentlichen kann. Das lässt nur einen Schluss zu: Durch diverse Restrukturierungs- und Umstrukturierungsmaßnahmen wird der Einfluss der „Genossen“ auf ihr eigenes Unternehmen zunehmend erschwert. Hier müssen die Eigentümer energischer gegensteuern, wenn sie nicht die Kontrolle über ihr Unternehmen vollends verlieren wollen.

 

Der Bauernverband muss Farbe bekennen!

 Auch der Bauerverband muss langsam Farbe bekennen. Als ein Kämpfer für die bäuerlichen Interessen kann es dem Verband nicht gleichgültig sein, wenn ca. 80 Prozent der Milchviehbetriebe (Mitglieder des Verbandes) einfach so abgeschrieben werden. Ein Verband, der nur auf Spitzenbetriebe setzt, spaltet die Bauern und stellt seine Existenz langfristig selbst infrage. Es ist nicht damit zu rechnen, dass die so aussortierten Bauern dem Bauerverband willenlos zur Schlachtbank folgen werden.

 

Schleswig-Holstein  : Auswertung der Buchführungsergebnisse 2008/2009 in            Verbindung    mit der weiteren GAP- Reform

Betriebe(pauschalierend) Faktorenausstattung

Buchführungsergebnisse

WJ/2007/2008 (GuV)

Milchp. 40,05 Cents/kg

Buchführungsergebnisse

WJ/2008/2009 GuV

Milchp. 30,84 Cents/kg

Quote:

213.015 kg

43,75 ha LN

33,56 G

Kühe 38

Leist.:6.287 kg

Staatl.Leist.

20.033 €

Quote:

446.312 kg

81,22 ha LN

41,09ha G  

Kühe 62

Leist.:7.664 kg Staatl.Leist.

35.574 €

Quote:

718.684 kg

106.72 ha LN 45,31ha G. Kühe:90

Leist.:8.297kg

 

Staatl.Leist. 51.012 €

Quote: 1.373.791 kg

184.63 ha LN

dav.68.17haG

Kühe: 173

Leist.:8.453kg

Staatl.Leist.

87.985 €

Gewinn 2007/08

(Durchschnittsbetriebe)

52.655€

 

96.198 €

147.207 €

300.000 €

Privatentnahme

30.236€

45.808 €

64.139 €

115.209€

WJ 2007/2008

Bereinigte Eigenkapitalveränderung:

Steht für die Verzinsung des eingesetzten Betriebskapitals/Nettoinvestitionen zur Verfügung

 

 

 

 

 

 

22.992€

 

 

 

 

 

 

39.994€

 

 

 

 

 

 

63.858€

 

 

 

 

 

 

165.802€

Ergebnis WJ 2008/2009 Buchführungsabschluss: ........

Bereinigte Eigenkapitalveränderung gegenüber WJ 2007/2008 minus:   

4.043€

 

 

27.035€

2.979 €

 

 

37.015 €

15.039€

 

 

48.819€

7.569 €

 

 

173.371 €

WJ/2008/2009

Eigenkapitalveränderung in % gegenüber dem WJ 2007/2008

 

-118%

 

- 93%

 

- 77%

 

-105 %

Minus staatl. Zuschüsse (2013)

360€/ha Einheitsprämie

 

4.283€

 

6.335€

 

12.593€

 

21.518€

10% Modulation            (2013)

1.575€

  2.924 €

   3.842 €

  6.647€

WJ/ 2012/2013

Bereinigte 

Eigenkapitalveränderung gegenüber dem WJ 2007/2008 ( kalkulatorisch)

 

 

 

 

 

 32.893€

 

 

 

 

 

46.274€

 

 

 

 

 

65.254€

 

 

 

 

 

201.536€

WJ/2012/2013

Eigenkapitalverluste in % gegenüber dem WJ 2007/2008

(kalkulatorisch)

 

 

 

 

-  143 %

 

 

 

 

-116%

 

 

 

-102%

 

 

 

 

-  122%

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