Runder Tisch : Ohne Spesen nichts gewesen

Veröffentlicht auf von Karl-Dieter Specht

 Runder Tisch: Ohne Spesen nichts gewesen.

Das Geheimnis der Ministerin

Agrarministerin Ilse Aigner bat zum „Runden Tisch der Lebensmittelwirtschaft“ nach Berlin und alles  was Rang und Namen hat kam.  Nur, was der Sinn und Zweck eines solchen Gipfels für die Bauern bewirken soll,  bleibt das Geheimnis der Ministerin. Mehr als ein paar stützende Maßnahmen und Willensbekundungen kamen dabei nicht heraus. Das Problem der Überproduktion wurde nicht angepackt.

 

Leben in der  Marktwirtschaft

Schonungslos wurde den Anwesenden des „Runden Tisches“ das freie Spiel der Kräfte exemplarisch am  Beispiel des Milchsektors erläutert. Die Aussetzung von Exporterstattung für Milchprodukte in Verbindung mit einer Nachfrageschwäche für Milchprodukte und die Ausweitung der Milchproduktion weltweit haben zu einer Überproduktion im Milchsektor  geführt. Gemäß Angebot und Nachfrage halten sich die Markpartner sehr marktkonform. D.h. beim knappen Angebot steigen die Preise und beim Überangebot sinken die Preise. Neben einigen Verwerfungen, die zugegebenermaßen vorhanden sind, ist das Marktwirtschaft. Wer nun, aus welchen Gründen auch immer, gegen dieses Gesetz der Marktwirtschaft zu Felde zieht, hat den Sinn eines prosperierenden Handelns nicht verstanden. Denn immer mehr spiegelt der Michgeldauszahlungspreis an die Bauern den Weltmarktpreis wieder. Das Jahr 2007 und die jetzige Entwicklung beweisen das eindeutig.

 

Die Discounter und der gerechte Michgeldauszahlungspreis

Nun ist das Pendel wieder umgeschlagen und die Milchgeldauszahlungspreise liegen am Boden. Völlig illusorisch  ist es an die Vernunft der Discounter zu appellieren, den Bauern einen gerechten Milchpreis zu zahlen. Abgesehen davon, wie denn so ein gerechter Milchpreis überhaupt aussehen soll, führt eine solche Forderung zu manipulierten Preisen, die nicht durch Angebot und Nachfrage gedeckt sind. Die einzige Möglichkeit der Preisregulierung besteht darin, neben einer Verbreiterung der Produktpalette und damit für mehr Absatz zu sorgen, die Produktionsmenge entsprechend des Absatzes anzupassen. Eine Erkenntnis, die zwar so banal wie einfach ist , jedoch vielen Lobbyisten nicht in den Kram passt.

Jetzt geht`s erst richtig los!

 Im Gegenteil: Schon hat man das Jahr des Quotenfalls im Auge: Erst wenn die Quote wegfällt, dann wird aufgestockt. Schon frohlockt die Milchindustrie, die den Bauern die Abnahme der Mehrproduktion schon heute garantiert. Zu welchen Preisen, das, so ist unter vorgehaltener Hand zu hören, das unternehmerische Risiko der Bauern. Schließlich sind sie ja Unternehmer. Geflissentlich wird dabei verschwiegen, dass die Michindustrie ihre Kosten auf den Milchgeldauszahlungspreis abwälzten kann und somit allein die Bauern als letztes Glied in der Kette die Zeche bezahlen müssen. Aber auch unter den Bauern gibt es keine Einigkeit. Einige  wenige Bauern halten den Milchpreis noch für zu hoch. „Nur wenn der Milchpreis noch weiter runtergeht, “ so argumentieren sie, “ tritt  der erwünschte Strukturwandel ein und wir haben dann freie Bahn.“  Dabei verkennen diese Hasardeure, dass auch sie zu den Verlierern zählen, denn ab 2015 müssen sie sich am Weltmarkt ohne Exporterstattungen behaupten. Die Produktionskosten je Kilogramm Milch liegen in den Gunststandorten weltweit bei 17-22 Cent. Zu Weltmarkpreisen zu produzieren, das lehrt uns die Gegenwart, ist schlichtweg für die bäuerliche Landwirtschaft unmöglich. Wer dennoch weiter auf Expansion setzt, der setzt einen ganzen Berufsstand aufs Spiel.

 

 

Sind die Milchbauern überhaupt noch gefragt?

Warum ist es so schwer zu einer wie immer gearteten Art der Angebotsanpassung zu kommen? Grund:  Der hemmungslose Egoismus des Einzelnen und der Länder, sie könnten ja Verlierer im Milchpoker werden, lässt rationales Denken und Handeln nicht mehr zu. Sie versuchen mit aller Macht schon im Vorgriff auf 2015 ihre „Milchpflöcke“ einzurammen. Sie träumen von einem expandierenden Welt-Milchmarkt an dem sie,  koste es was es wolle,  teilhaben wollen. Nur, dass sich dieser so genannte Weltmarktpreis für Milch  nicht an „Deutschen Produktionskosten“ orientiert, ist beim Bauerverband in der Mehrheit noch nicht angekommen. Auch  China wird, so vermuten Experten, in nicht allzu ferner Zukunft auf dem Weltmarkt als Exporteur von Milchprodukten auftreten, da die Milchproduktion Chinas im zweistelligen Prozentbereich jährlich wächst.  Allein die Tatsache,  dass das „Wachsen um jeden Preis“ zur Verbandsphilosophie des Bauerverbandes gehört - man will sich ja um jeden Preis als „Global Player“ outen -  frohlockt die Discounter. Denn nun können sie weiter Druck machen. Die kommenden Preisverhandlungen lassen nichts Gutes erahnen. In diesem globalen Milchpoker spielt der bäuerliche Familienbetrieb keine dominierende Rolle mehr!

 

Die bäuerliche Landwirtschaft geht langsam vor die Hunde

Hier geht es nur noch um Marktanteile der Milchindustrie und deren Ausrichtung auf den Weltmarkt. Dass dabei  die bäuerliche Landwirtschaft langsam aber sicher vor die Hunde geht, ist eben nur eine Randerscheinung im freien Spiel der Kräfte. Wann endlich steht der Bauer auf, um diesem Treiben ein Ende zu bereiten. Noch ist es Zeit- aber nicht mehr lange! Die nächsten Wahlen bieten dazu Gelegenheit.

 

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