Bundeskartellamt: Die Milchbauern sind das schwächste Glied in der Wertschöpfungskette Milch

Veröffentlicht auf von Karl-Dieter Specht

 

 Bundeskartellamt: Die Milchbauern sind das schwächste Glied in der Wertschöpfungskette Milch

Nun haben wir es amtlich : In einem Zwischenbericht( Dezember 2009) kommt das Kartellamt zum Ergebnis, dass die Milchbauern gegenüber  den Molkereien in einer schwächeren Position sind und rät diesen, sich in Erzeugergemeinschaften zu organisieren, um als gleichwertige Partner auf Augenhöhe mit den Molkereien verhandeln zu können. Mehr noch: Durch langfristige Lieferverträge der Milchbauern mit den Molkereien verschlechtert sich ihre Position insbesondere dann, wenn Überproduktion herrscht.  Die Meiereien brauchen dann nicht mehr den letzten Pfennig für die Milchbauern am Markt herauszuholen.

 

Ist die Machtstellung der Meiereien gegenüber den Milchbauern zu groß?

Die Machtstellung der Meiereien gegenüber ihren Lieferanten erhält eine weitere Steigerung durch die Größe des Einzugsgebietes, die es den Michbauern oft nicht möglich macht, die Meierei zu wechseln. Auch die Genossenschaften kommen nicht gut weg. Aufgrund ihrer Konstruktion, die Genossen sind gleichzeitig Geschäftspartner Ihres eigenen Unternehmens, sind Interessenskonflikte vorprogrammiert.

 

Werden die Einflussmöglichkeiten der Genossen an ihrem Unternehmen weiter geschwächt?

Diese versucht man damit zu umgehen, indem  Betriebsteile des Unternehmens in andere Rechtsformen überführt und ausgegliedert werden, und somit der Einfluss der Eigentümer ( Genossen ) weiter zurückgedrängt wird. Oft ist es so, dass die Geschäftsführer der Betriebsteile (GmbH/AG)  auch im Vorstand  der Genossenschaft sitzen. Man kontrolliert sich also selbst.

 

Steht der Milchgeldauszahlungspreis nicht mehr im Mittelpunkt der Unternehmensphilosophie?

 Dabei steht, so die Kartellbehörde, nicht immer der Milchgeldauszahlungspreis an die Bauern im Mittelpunkt, sondern die Expansion des Unternehmens.  Auch die laut Satzung/Vertrag bestehende Garantie der unbegrenzten Abnahme der Rohmilch der Lieferanten durch die Meierei schwächt die Molkereien in Ihrer Verhandlungsposition gegenüber dem Handel (diese Garantie wurde bei der letzten Tagung des Raiffeisenverbandes in Kassel  auch für die Zukunft bestätigt). Mit der Wertschöpfung steht es bei den Genossenschaften  ebenfalls nicht zum Besten.

 

Privat oder Genossenschaft – die Frage wird die Zukunft beantworten müssen!

Im Gegensatz zu den „Privaten“, die durch Markenprodukte eine höhere Wertschöpfung erzielen, begnügen sich die „Genossen“  oft mit der Herstellung von austauschbarer Massenware. Das führt unter anderem dazu, dass unter den 10 besten Meiereien in Deutschland sich keine Genossenschaft  befindet. Die langen Kündigungszeiten bei den Genossenschaften werden bemängelt. Hier sollten im Rahmen des Genossenschaftsrechts  Änderungen erfolgen, die es Michlieferanten ermöglichen an zwei Molkereien zu liefern.

Größe allein ist nicht alles!

Auch die vom Bauerverband, Milchindustrie u. Teile der Fachpresse favorisierte Konzentration der Milchindustrie wird sehr kritisch gesehen. Nach  Auffassung der Behörde ist die Größe eines Unternehmens noch kein Garant für deren Leistung.

 

Eine schallende Ohrfeige für die Global-Player !

Die Exporte in Drittländer erfahren ebenfalls eine kritische Würdigung, da sie oft nicht kostendeckend sind. Als Ventil einer Überproduktion sind Exporte in Drittländer nicht geeignet.

 

Marktgeschrei schadet den Milchbauern

Die breiten Veröffentlichungen aller marktbestimmenden Informationen durch die Milchindustrie und durch die Berufsverbände  schwächen die Verhandlungspositionen der Meiereien gegenüber dem Einzelhandel/ Discounter erheblich. Sie erhalten dadurch – bewusst oder unbewusst-nützliche Informationen von der Anbieterseite, um diese geschickt in den Verhandlungen mit den Molkereien  zu ihrem Vorteil zu nutzen. Wenn alle zur Offensive blasen (Bauernverband/ Milchindustrie/Fachpresse) wird das natürlich vom Einzelhandel/Discounter registriert und  kann (bzw. wird) sich negativ auf Verhandlungsergebnisse auswirken. In diesem Fall ist weniger mehr.

 

Erzeugergemeinschaften können die Situation der Milchbauern verbessern!

Eines ist klar zu erkennen: Wenn die Milchbauern ihre Marktposition gegenüber  anderen Markteilnehmern stärken wollen, dann müssen sie sich zu starken Erzeugergemeinschaften zusammenschließen. Eine deutliche Empfehlung des Kartellamtes, die von den Milchbauern beherzigt werden sollte.

 

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