Hochrangige Expertengruppe Milch: Sieben Empfehlungen - Die Hü-Hott-Politik des Bauernverbandes Teil 3

Veröffentlicht auf von Karl-Dieter Specht

26.04.2010 10;45;34Hochrangige Expertengruppe Milch: Sieben Empfehlungen –

Die Hü-Hott-Politik des Bauernverbandes

Teil 3

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Ø  Vermarktungsnormen und Herkunftsangaben: Die Kommission sollte in ihrer laufenden Arbeit im Bereich Herkunftsangaben die Umsetzbarkeit verschiedener Optionen für eine Kennzeichnung von Milchprodukten („Ort der Erzeugung“) prüfen sowie für Produktimitationen eine klare Kennzeichnung anstreben.

 

·         Dazu der DBV: Keine spezielle Stellungnahme.

 

·         Dazu der VBM: Hier bittet die hochrangige Gruppe die Kommission, aktuelle Entwicklungen an den Märkten genau zu beobachten und sicher zu stellen, dass „Milchimitate“ in den Märkten von Milch und Milcherzeugnissen klar abgegrenzt werden. Dabei soll insbesondere eine Nutzung der im bestehenden EU-Recht für Milch und Milchprodukte reservierten Bezeichnungen und Begriffe für „Milch-Imitate“ unterbunden werden. Im Bezug auf die Herkunftskennzeichnung wird die Kommission gebeten, Möglichkeiten für eine verbindliche oder (nunmehr im Anschlussbericht ergänzt) freiwillige Angabe des Ursprungs für „Basismilchprodukte“ (Basic primary dairy products) zu untersuchen. Es sollte dabei sichergestellt sein, dass gegebenenfalls resultierende Rechtsvorschläge mit der derzeit ebenfalls in der Beratung befindlichen EU-Lebensmittelinformations-Verordnung im Einklang stehen (Quelle: Verband der Milcherzeuger Bayern (VBM).

 

Ø  Innovation und Forschung: Über die bestehenden Möglichkeiten für Innovation und Forschung im Rahmen der Förderregelungen für die Entwicklung des ländlichen Raums und der Forschungsrahmenprogramme ist besser zu informieren. Die Forschungsschwerpunkte der Beteiligten sollten eindeutig im Milchsektor liegen, damit nationale und gemeinschaftliche Forschungsprogramme leichter koordiniert werden können.

 

·         Dazu der DBV: Der Deutsche Bauernverband steht für die Freiheit der Wissenschaft und Forschung. Sie hat auch den deutschen Bauernfamilien immer wieder geholfen, ihre Betriebe weiterzuent­wickeln und im regionalen wie europäischen Wettbewerb zu bestehen. Das muss auch für die Grüne Gentechnik gelten. Nur durch öffentliche und private Forschung und Entwicklung ist sicherzustellen, dass es nicht zu Monopolisierungen im Zugang zu dieser neuen Techno­logie kommt, Produkte mit Verbrauchernutzen entwickelt werden und Fragen der Koexistenz in einer Landwirtschaft mit und ohne im Anbau gelöst werden.

 

·         Der Deutsche Bauernverband kann aber auch nicht die große Zurückhaltung in der Bevölke­rung gegenüber der Grünen Gentechnologie ignorieren. Diese manifestiert sich für die Bauern ganz konkret in strikten Einkaufspraktiken fast aller großen ernährungswirtschaft­lichen Unternehmen in Deutschland, die zusammen mit dem Lebensmitteleinzelhandel auf GVO-freien Lieferungen bestehen. Deshalb mahnt der DBV auch zu mehr Aufrichtigkeit und Konsequenz in der Argumentation der Verbände innerhalb der Produktionskette. Der Deut­sche Bauernverband akzeptiert nicht, dass nach der jetzigen Gesetzeslage wirtschaftliche Risiken beim Anbau der GVO faktisch allein bei der Landwirtschaft abgeladen werden (Quelle:DBV).

·         Nachdem die Europäische Kommission immer wieder mit sehr unterschiedlichen Voten des Agrarministerrates konfrontiert wird, hat sie sich jetzt entschlossen, das Zulassungsverfahren auf europäischer Ebene abzuwickeln, die Entscheidungen über den Anbau aber auf die EU-Mitgliedstaaten zu übertragen. Dieses Verfahren trägt zwar den unterschiedlichen Ausgangsbedingungen in den EU-Mitgliedsländern Rechnung, birgt jedoch erneut Risiken für die Koexistenz der Landwirte. Die Koexistenz ist das Miteinander von Landwirten, die sich gegen den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen ausgesprochen haben, und von  denjenigen, die die Grüne Gentechnik auf ihren Feldern nutzen wollen. Je nach Entscheidungssituation auf nationaler Ebene sind Schwierigkeiten vorprogrammiert, strikte Grenzwerte einzuhalten. Der Deutsche Bauernverband appelliert deshalb noch einmal an alle Beteiligten, praxisgerechte Leitlinien für die Koexistenz auf der Basis repräsentativer Versuchsanstellungen zu erarbeiten(Quelle: DBV).

 

ü  Anmerkungen: in den Stellungnahmen des Deutschen Bauerverbandes zur Gentechnik spielt sich die Zerrissenheit des Verbandes wieder. Sowohl als auch wird zum Prinzip erhoben. Der Bauernverband Schleswig-Holstein ist für Gentechnik. Originaltext Bauernverband Schleswig-Holstein:

ü  „Seehofer bekräftigte damit seine Absicht, Bayern zur „gentechnikfreien Zone“ zu erklären. Vox populi, vox Rindvieh. Die Bajuwaren, die bislang für sich stets in Anspruch nahmen, in einem fortschrittlich denkenden High-Tech-Land zu leben, reihen sich ein in die Riege der ideologischen Eiferer. Ohnehin hat sich in Sachen Grüner Gentechnik eine erstaunliche Allianz aus CSU-Politikern, Kirchen, Kapitalismushassern, Bio-Landwirten und Imkern gebildet. Technologieverweigerung und Kulturpessimismus ist das Band, das sie verbindet“ Quelle: Bauernblatt Schleswig-Holstein).

·         Der Bayerische Bauernverband  ist  dagegen. Stellungnahme anlässlich der Kreisobmännertagung des Bayerischen Bauernverbandes am 24.04.2008 in Herrsching:
Die Kreisobmännertagung des Bayerischen Bauernverbandes hat sich am 24.04.2008 erneut intensiv mit der Thematik „Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft“ auseinandergesetzt. Als wesentliches Ergebnis der Diskussion ist festzuhalten: Die Kreisobmänner des Bayerischen Bauernverbandes lehnen den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen aufgrund nach wie vor noch zu vieler ungeklärter Risiken ab. Gleichzeitig stellen sie fest, dass für die Zulassung des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen die Politik verantwortlich ist. Umso mehr gilt es, Konflikte innerhalb der Landwirtschaft nicht zuzulassen.

·          Unter Kollegen wird hier mit harten Bandagen gekämpft. Verunglimpfungen des jeweils Andersdenkenden gehören in dieser Auseinandersetzung zum Tagesgeschäft. In dieser für den Bauerverband heiklen Situation beruft er sich auf die Freiheit der Wissenschaft und Forschung. Eine Freiheit der Wissenschaft und Forschung, wie vom Bauernverband suggestiert wird, also einen so genannten Freibrief, gibt es nicht. Auch die Wissenschaft und Forschung hat gesetzliche Rahmenbedingungen zu beachten. Darüber hinaus müssen der Freiheit der Wissenschaft und Forschung als Regulativ  gleichberechtigt die Disziplinen wie: Sozialethik und Umweltethik usw. gegenüber gestellt werdenFreiheit der Wissenschaft und Forschung um  ihrer selbst willen hilft hier nicht weiter.

Wie sollen denn die Forschungsschwerpunkte in der Tierzucht aussehen ? –

·         Was ist Tierzüchtung – was ist in Zukunft zu erwarten?

Ziel der Tierzüchtung ist die nachhaltige Verbesserung der Erzeugung tierischer Produkte innerhalb der gegebenen ökonomischen und rechtlichen Rahmenbedingungen unter Berücksichtigung von Produktqualität, Tiergesundheit und ökologischen Auswirkungen der Tierproduktion. Der Prozess der Züchtung ist in zwei Schritte gegliedert:

• Definition des Zuchtziels hinsichtlich der erwarteten Entwicklung der strukturellen und  wirtschaftlichen Gegebenheiten;

• Konzeption und Durchführung eines Zuchtprogramms mit dem Ziel, die bearbeiteten Populationen

möglichst effizient in Richtung auf das Zuchtziel weiterzuentwickeln. Die zentralen Elemente eines Zuchtprogramms sind dabei Leistungsprüfung, Zuchtwertschätzung sowie Selektion und Anpaarungsplanung. In diesem Prozess wirken verschiedene Wissenschaftsdisziplinen zusammen:

• Die operationale Bestimmung des Zuchtziels ist im Kern eine ökonomische Aufgabenstellung.

Planung, Management und Controlling von Zuchtprogrammen sind Gegenstand der Prozesssteuerung und –optimierung.

• Biologisch-naturwissenschaftliche Ansätze sind die Grundlage aller Maßnahmen, die direkt am Tier durchgeführt werden, wie z.B. Leistungsprüfung, Reproduktionstechnologien, molekulargenetische Untersuchungen etc.

• Statistisch-biometrische Verfahren und Informationstechniken werden eingesetzt, um komplexe und sehr umfangreiche Daten aus verschiedensten Quellen zusammenzuführen, zu verdichten und daraus optimale Parameter für Entscheidungen abzuleiten. Methodische Grundlage hierfür sind die Konzepte der quantitativen Genetik und der Populationsgenetik. Diese methodischen Ansätze werden auch in der Zukunft erforderlich sein, um die Vererbungsleistung von Individuen vorherzusagen. Es wird auch mit allen zu erwartenden Fortschritten der Genomik zukünftig nicht möglich sein, den Genotypwert eines Tieres deterministisch zu berechnen. Zuchtprogramme nach heutigem Verständnis sind seit den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts etabliert und wurden seither fortlaufend weiterentwickelt, etwa durch optimierte Leistungsprüfungen, die Integration neuer Biotechnologien, die methodische Verbesserung der Zuchtwertschätzverfahren oder die Einbeziehung molekulargenetischer Informationen.

 

Aktueller Stand und neue Herausforderungen

In den vergangenen Jahrzehnten konnten für die wichtigsten Merkmale der Produktion (z.B.Milchmenge, Wachstum, Legeleistung), der Produktqualität (z.B. Milchinhaltsstoffe, Schlachtkörperzusammensetzung, Fleisch:Fett-Verhältnis, innere und äußere Eiqualität) und der Produktionseffizienz (z.B. tägliche Zunahmen, Futterverwertung) erhebliche Zuchtfortschritte realisiert werden.

Neben dieser insgesamt positiven Entwicklung sind allerdings auch Defizite zu registrieren. So konnten in den Bereichen der funktionalen Merkmale, wie der Fruchtbarkeit und der Tiergesundheit,

kaum züchterische Verbesserungen erzielt werden. Dies liegt zum Einen an der Problematik der Merkmalsdefinition, der Schwierigkeit der Merkmalserfassung und der häufig geringen Erblichkeit dieser Merkmale, zum Anderen aber auch an antagonistischen Beziehungen zu den bevorzugten Selektionsmerkmalen und letztlich an deren geringer Gewichtung im Zuchtziel. Die Ausrichtung der meisten Zuchtprogramme innerhalb einer Nutztierart auf sehr ähnliche, von den ökonomischen Rahmenbedingungen vorgegebene Zuchtziele hat zu einer Erosion der genetischen Variabilität geführt. Viele einheimische Rassen, die hinsichtlich des mehr und mehr vereinheitlichten Zuchtziels nicht konkurrieren können, sind vom Aussterben bedroht. Verstärkt wurde dies durch den Einsatz von Biotechnologien wie künstlicher Besamung und Embryotransfer, die es ermöglicht haben, die aktive Zucht innerhalb der Rassen auf sehr begrenzte Nukleuspopulationen zu reduzieren. Spermasexing und Klonierung können diesen Trend weiter verstärken. Die Folge wird eine weitere Abnahme relevanter Nutztierrassen sein. In den verbliebenen, züchterisch intensiv bearbeiteten Rassen, etwa den Holstein Friesians, steigt der Inzuchtgrad mit den damit verbundenen unerwünschten Folgen. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung ist mit einer abnehmenden Bedeutung der landwirtschaftlichen Primärproduktion in Deutschland zu rechnen. Bei globaler Betrachtung steigt jedoch der Bedarf an Nahrungsmitteln. Mit steigendem Lebensstandard in den Entwicklungs- und Schwellenländern erhöht sich die Nachfrage nach Produkten tierischen Ursprungs überproportional (Stichwort ‚Livestock Revolution’), was eine massive Steigerung der Produktivität von Tierhaltungssystemen in den betreffenden Regionen erfordert. Dadurch bietet sich vor allem für die Tierzucht die Chance sowohl durch den Export von Zuchtprogrammen als auch durch die Lieferung von entsprechend angepassten Zuchtprodukten Einbußen im Inland zu kompensieren.

 

Gentechnik - Molekulargenetik eröffnet neue Perspektiven

Die Etablierung molekulargenetischer Verfahren hat das Methodenrepertoire der Tierzucht qualitativ erweitert. Dabei sind gendiagnostische Techniken weitgehend eingeführt und anerkannt, während die gesellschaftliche Akzeptanz transgener Nutztiere in der Lebensmittelproduktion fraglich ist. Transgene Nutztiere können gleichwohl in der biologischen Grundlagenforschung eine wichtige Rolle spielen, etwa als transgene Tiermodelle für bestimmte Krankheiten.

Die Nutztiergenetik profitiert von den methodischen Fortschritten in der Human- und Modelltiergenetik. Die Genomsequenz für Mensch und Maus ist bekannt und die Sequenzierung der wichtigsten Nutztiergenome steht kurz vor dem Abschluss. Gendiagnostische Untersuchungen ermöglichen in Verbindung mit statistischen Verfahren die Kartierung und Identifizierung von Einzelgenen mit Wirkung auf relevante tierische Leistungen. Am erfolgreichsten war bisher die Entdeckung ursächlicher Gene für qualitative Merkmale mit einfachen Erbgängen wie z.B. genetische Anomalien (MHS und RN beim Schwein, BLAD, DUMPS und CVM beim Rind) oder Merkmalen der Farbvererbung (Rotfaktor beim Rind, dominantes Weiß beim Schwein). Bei praktisch allen Leistungsmerkmalen, aber auch vielen funktionalen Merkmalen wie Krankheitsresistenz, Nutzungsdauer und Fruchtbarkeit ist davon auszugehen, dass deren Ausprägung von einem komplexen Zusammenspiel verschiedener Gene abhängt. Neuere Erkenntnisse aus der Humangenetik weisen darauf hin, dass hierbei Mechanismen einer differenzierten Genexpression eine zentrale Rolle einnehmen. Mit Hilfe gendiagnostischer Untersuchungen kann folglich immer nur ein Teil der genetischen Determination der wichtigsten Leistungsmerkmale und funktionalen Eigenschaften ermittelt und züchterisch genutzt werden. Dies ist in der Vergangenheit in einigen Fällen erfolgreich demonstriert worden, wobei zwischen der Identifizierung ursächlicher Genmutationen (z.B. DGAT, Booroola) und der Kartierung sogenannter QTL (quantitative trait loci) unterschieden werden muss. QTL sind durch molekulare Marker abgegrenzte Chromosomenregionen, für die ein Zusammenhang zu interessanten Merkmalen statistisch nachgewiesen wurde. Während bekannte Mutationen über direkte Gentests unmittelbar züchterisch genutzt werden können, sind markerunterstützte Selektionsstrategien zur Anreicherung erwünschter

QTL-Varianten in der Theorie und der praktischen Umsetzung wesentlich anspruchsvoller. Es sind daher grundsätzlich genassistierte Selektionsverfahren oder die direkte Berücksichtigung von Expressionsvarianten in der ZWS anzustreben. Markergestützte Selektionsverfahren behalten ihre Bedeutung während der Entwicklung entsprechender Gentests sowie in genetisch komplexen Situationen, die nicht mit einfachen Gentests beschrieben werden können.

 

Schlussfolgerungen und Thesen zur Rolle und zu den Perspektiven der Tierzuchtforschung

1. Die Tierzuchtwissenschaft ist eine anwendungsorientierte Wissenschaft, die auf den neusten Erkenntnissen der Grundlagenforschung in verschiedenen Wissenschaftsbereichen (vor allem Biologie, Genetik, Statistik, Wirtschaftswissenschaften und Informatik) aufbaut.

2. Das Theoriegebäude der Quantitativen Genetik schließt grundsätzlich die Kenntnis einzelner Gene und ihrer Varianten mit ein. Eine Diskussion, welche Methoden oder Theorien „neuer“ oder „moderner“ sind, ist unnötig und kontraproduktiv.

3. Das Auffinden von QTL und die Identifizierung ursächlicher Genvarianten erfordert die enge Zusammenarbeit von quantitativ-statistisch und molekulargenetisch ausgerichteten Tierzüchtern.

4. Die effiziente Gewinnung und Nutzung von Informationen aus den Genomprojekten außerhalb

des Nutztierbereiches erfordert die Etablierung bioinformatischer Kompetenz höchster Qualität innerhalb der Tierzuchtwissenschaften mit einer starken Vernetzung zu Bioinformatik-Arbeitsgruppen im human- und modelltiergenetischen Bereich.

5. Die Nutzung molekulargenetischer Information eröffnet Perspektiven, komplexe genetische und epigenetische Phänomene wie z.B. Dominanz, Epistasie, Heterosis und Imprinting ursächlich zu verstehen und dieses verbesserte Verständnis züchterisch zu nutzen.

6. Für das Verständnis biologischer Phänomene ist die Kausalkette Genom – Expression – Physiologie - Phänotyp von entscheidender Bedeutung. Die Nutztierwissenschaften bieten hier exzellente und einzigartige Möglichkeiten, dieses Zusammenspiel exemplarisch für wesentliche Merkmalskomplexe aufzuklären, wobei die tierexperimentellen Voraussetzungen in idealer Weise gegeben sind.

7. Die Tierzuchtwissenschaft kann wertvolle Ressourcen und einen breiten Fundus an Methoden für die biologische und medizinische Grundlagenforschung beisteuern, dazu zählen umfangreiche, informativ strukturierte, gut dokumentierte und umfassend phänotypisierte Zuchtpopulationen als Basis für Screeningansätze zum Auffinden seltener Varianten oder für populationsbasierte Feinkartierungsansätze (z.B. IBD-Mapping); ! Tiermodelle, die in bestimmten Merkmalskomplexen dem Mensch sehr ähnlich sind

(z.B. Obesity, Diabetes), auch mit der Möglichkeit der Entwicklung spezifischer Linien durch klassische oder markerunterstützte Selektion oder durch transgene Techniken;  methodische Erfahrung in der genetischen Analyse komplexer Phänotypen in segregierenden Populationen.

8. Die Kombination molekulargenetischer Erkenntnisse mit klassischen züchterischen Informationen

und die optimale Integration neuer biotechnologischer Möglichkeiten erfordert intensive Forschung und Methodenentwicklung im lange vernachlässigten Bereich der Zuchtplanung.

9. Die Weiterentwicklung mathematisch-statistischer Verfahren und deren rechentechnischer Umsetzung im Bereich der Zuchtwertschätzung bleibt eine zentrale Aufgabenstellung der Tierzuchtforschung. Forschungsbedarf besteht hier insbesondere im Bereich der funktionalen Merkmale, also z.B. bei kategorischen Merkmalen, autokorrelierten Zeitreihenanalysen, Survivalanalysen sowie im Bereich der markerunterstützten Zuchtwertschätzung.

10. Die Erhaltung züchterisch nutzbarer genetischer Variabilität zwischen und innerhalb Rassen wird in der Zukunft von zentraler Bedeutung für nachhaltige Zuchtprogramme sein.

11. Innerhalb der Tierzuchtwissenschaft wird sich in Zukunft ein Segment stärker auf die Zucht für ‚Low Input’-Systeme ausrichten, sowohl im internationalen Kontext als auch mit dem Ziel, Tiere für ökologische und extensive Haltungsformen zu züchten. Hierbei wird der Beachtung von Genotyp-Umwelt-Interaktionen eine besondere Bedeutung zukommen.

 

Gentechnik:

·         LONDON. Argentinische Forscher haben eine Kuh geklont, die in ihrer Milch ein menschliches Wachstumshormon produziert. 15 dieser Tiere könnten den weltweiten Hormonbedarf von tausenden Kindern mit Wachstumsproblemen decken, heißt es in einem Bericht des britischen Fachblatts „New Scientist“ (Nr. 2 481, S. 15).

·         Bislang werden die Wachstumshormone, die früher aus Leichen extrahiert werden mussten, aufwendig und relativ teuer in Bakterienkulturen hergestellt. Auf der Suche nach einem alternativen Produktionsverfahren fügte das Team um Daniel Salomone von der Universität von Buenos Aires im Labor Kuhzellen das entsprechende menschliche Gen ein. Die aus diesen Zellen geklonte Jersey-Kuh namens Pampa Mansa produzierte bereits mit einem Jahr fünf Gramm des Hormons pro Liter Milch. Das sei aufs Jahr hochgerechnet das Vierfache eines üblichen Bakterien-Fermenters, hieß es. Milch gentechnisch veränderter Kühe, die das wichtige Bluteiweiß Albumin für Menschen enthält, wird in den USA bereits hergestellt (Quelle: Handelsblatt)

  • Nicht nur durch konventionelle Zucht werden Rinder heute den Bedürfnissen des Menschen angepasst. Gentechnische Veränderung soll die »Milch-« und »Fleischleistung« noch höher schrauben und die Produktion menschlicher oder anderer artfremder Eiweiße in der Milch ermöglichen. Die Designer-Kuh - vervielfältigt durch Klonen, schließlich patentiert und damit zur »Erfindung« des Menschen gemacht. Im Januar 2008 gab die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA in einer vorläufigen Stellungnahme bekannt, dass nach derzeitigem Wissensstand beim Verzehr von Milch und Fleisch geklonter Tiere keine Gefahr für die menschliche Gesundheit bestehe. Diese Stellungnahme entspricht im Wesentlichen der Einschätzung der amerikanischen Lebensmittelbehörde, die Anfang des Jahres grünes Licht für die Markteinführung von Produkten geklonter Rinder, Schweine und Ziegen gab(Quelle: Menschen für Tierrechte).

·         Probleme bei der Tierzucht

·         Anmerkungen: Bei  Versuchen durch Genmanipulationen Leistungssteigerungen in der Tierzucht zu erreichen treten meistens Nebenwirkungen auf.   Geringe Trefferquoten gehen einher  mit vielen Missbildungen, hoher Todesrate und massive gesundheitliche Probleme der  so genmanipolierten Tiere. Unsere derzeitigen Nutztierrassen haben schon gemäß systematischer Züchtung die Grenze ihrer Leistungsfähikeit erreicht. Unfruchtbarkeit, Euerkrankheiten, Stoffwelchselstörungen, geringe „Nutzungsdauer“ usw. sind Indizien

·         einer gewissen Überzüchtung. Dank der Züchtung erreichen heute die Spitzenkühe über 10.000 kg Milch/a. Durch die einseitige Züchtung in den vergangenen Jahrzehnten sind Tiere entstanden, deren Selbstregulation ausgeschaltet ist: Obwohl sie an Entzündungen, Gelenkdeformationen, Stoffwechselstörungen und Schmerzen leiden, wachsen sie weiter oder geben weiterhin Milch. Jeder normale Organismus würde seine Produktionsleistung bei Krankheit zurückfahren. Nicht so unsere Nutztiere. Nicht anders sieht es bei den Schweinen aus: Jetzt schon wachsen Schweine extrem schnell, so dass Knochen und Gelenkapparate überfordert sind. Noch schlimmer sieht es in der Hähnchenmast  (Masthybriden)aus.

                                                 

                                                               Ausufernde  Züchtung !

·         Wochen lang leben Masthähnchen, 20 Tiere pro Quadratmeter (mancherorts auch viel mehr), unter Dauerlicht und fressen bis zum Umfallen. Durch züchterische Ausschaltung des Sättigungszentrums im Gehirn fressen sie ohne satt zu werden. Man hat ihnen nämlich die Fress - Gier ingezüchtet, damit sie möglichst in kurzer Zeit viel Fleisch produzieren. Dabei sollen sie sich nach Möglichkeit wenig bewegen. Das können sie auch nicht: Denn das Knochengerüst kann die „Fleischmassen“ nicht tragen. Bis zu 70 Prozent der Masthähnchen haben Bewegungsschäden, wie Beinschwächensyndrom (twisted leges) und außergewöhnliches Knorpelwachstum. Die Tiere kriechen zu den Futter- und Tränkeplätzen, bis sie, wenn sie denn länger als die vorgegebene Zeit (zirka 5 Wochen) gemästet werden,  tot umfallen. Die angezüchtete Fress-Gier lässt die meisten Tiere bei längerer Lebensdauer an Herzversagen sterben.

                                                        

                                                              Keine Tunnel-Tierzucht

·          Durch Gentechnik kann man die Probleme nicht lösen. Im Gegenteil: Die Konzentration auf wenige Rassen verschärft das Problem.  Wenn man versucht die Probleme in der Tierzucht. Denn einher mit der Konzentration auf wenige Leistungsrassen geht der Rückgang der Artenvielfalt. Etwa 90 Prozent aller Milchkühe gehören den zwei Rassen „Deutsche Holstein“ und „Fleckvieh“ an. Viele alte Rassen sind ganz von der Bildfläche verschwunden. Zahlreiche Projekte, auch von der Bundesregierung unterstützt, werden nun ins Leben gerufen, um die landwirtschaftliche Artenvielfalt zu erhalten. Kontraproduktiv ist da sicherlich, wenn zur Weiterzucht nur noch wenige transgene Tiere eingesetzt oder Tiere massenhaft geklont werden sollten.  Herden von genetisch identischen Tieren, die weltweit nach einheitlichen Standdarts produziert werden, bergen ein sehr hohes Risiko. Selbst wenn sie gegen bestimmte Krankheiten resistent sein sollten, so sind bei Ausbruch einer anderen ganze Bestände vieler Bauern gefährdet. Es darf nicht zu einer Tunnel-Tierzucht kommen.

 

·          Dazu Dr. Karl Fikuart ( Bundesärztekammer):

Ø  Tierärzte sind gegen eine Reduzierung der Tiere auf ihren kommerziellen Nutzwert", sagt Dr. Karl Fikuart von der Bundestierärztekammer. "Das Erzwingen von höherer Leistung mittels gentechnischer Methoden lehnen wir ab, da bereits jetzt fast alle auf Hochleistung gezüchteten Nutztiere an ihre physiologischen Grenzen stoßen. Patente auf Tiere und ihre genetischen Anlagen sollten aus ethischen, aber auch aus Gründen des Tierschutzes und einer richtig verstandenen Tierzucht nicht erteilt werden."

 

ü  Anmerkung: Dem ist nichts hinzuzufügen!

 

                    Teil 4 folgt Ende nächster Woche

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