Milchkrise: Arla schluckt Hansa- Milch

Veröffentlicht auf von Karl-Dieter Specht

EMB-Fougeres-13-09-10-015-TMilchkrise:    Arla schluckt  Hansa- Milch

Nun ist die Katze aus dem Sack. Was unter vorgehaltener Hand schon lange kolportiert wurde wird nun Wirklichkeit: Arla schluckt Hansa. Und das nicht auf Augenhöhe, denn die Verhandlungsposition der Meierei Hansa ist denkbar schlecht. Schon lange konnte die Meierei Hansa mit den Milchgeldauszahlungspreisen nicht mehr mithalten. Dies bestätigte auch der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Hansa-Milch Mecklenburg-Holstein eG Upahl, Werner Jacobsen, der diesen Coup von Arla in Rendsburg vorstellte. Das finanzielle Engagement in Upahl (Mecklenburg-Vorpommern), verbunden mit einer gehörigen Portion an Missmanagement haben das Unternehmen nicht mehr auf die Füße kommen lassen. Nun wird mit Hektik die Übernahme vorbereitet. Wenn die Genossen im März der Übernahme zustimmen, tritt sie rückwirkend zum 1. Januar 2011 in Kraft. Die Genossen haben die Wahl zwischen Pest oder Cholera!

Ein Global-Player macht mobil!

Schon lange versuchte Arla auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen  mit folgender Strategie:

Arla auf dem  internationalen Trip:

In den kommenden fünf Jahren will Arla Foods den Umsatz um 3,5 Mrd. Euro auf rund 10 Mrd. Euro steigern. In der neuen globalen "Strategie 2013" spielt der deutsche Markt eine wesentliche Rolle, berichtet die Lebensmittelzeitung. Jetzt hat Arla-Chef Peder Tuborgh die Pläne für die kommenden fünf Jahre konkretisiert und die neue Arla-Strategie 2013 vorgestellt. 

 Das Programm umfasst fünf Marktaktivitäten:

1. Deutschland und Polen werden zu neuen Kernmärkten;

2 .Verdopplung der Investitionen in neue Produkte vor allem im Gesundheitsbereich;

3. Konzentration auf die Marken Lurpak (Butter, Brotaufstriche), Castello (Käse) und die neue Arla-Marke;

4. Verdopplung des Umsatzes mit Molkenproteinen;

5 .Stärkere Präsenz in den Wachstumsmärkten USA, Russland und China.

Den Strategiewechsel des Molkereikonzerns begründet Tuborgh mit einem verstärkten Druck auf das Unternehmen durch die erwarteten Umbrüche in der Milchindustrie. Das erfordere eine stärkere Konzentration. Noch ist Arla mit über 100 Marken in über 80 Ländern präsent. Als Marktführer sieht sich Arla in Großbritannien, Schweden, Dänemark und Finnland. Dort erwartet der Konzern aber offensichtlich nur noch wenig Wachstum. Und so wurden nun Deutschland und Polen zu Kernmärkten erklärt. Hier will Arla nach Umsatz jeweils die drittstärkste Molkerei des Landes werden. Jahrzehnte nach dem Einstieg auf dem deutschen Markt mit dem Frischkäse Buko bedeutet dies praktisch einen Neustart. "Wir werden in Deutschland das volle Sortiment anbieten, angefangen bei der Frischmilch", kündigt Torben Olsen, Geschäftsführer von Arla Foods Deutschland an (Quelle: Lebensmittelzeitung).

 Hinzu kommen noch weitere Aktivitäten: Neben Dänemark, Schweden und Großbritannien betreibt Arla Foods Tochtergesellschaften in den 19 wichtigsten Exportmärkten. In der Inneren Mongolei (China) betreibt Arla in einem Joint Venture namens "Mengniu Arla" eine Milchpulver-Fabrik mit einer Kapazität von 8.000 t pro Jahr, die bis 2008 auf eine Jahreskapazität von 30.000 t ausgebaut werden soll. Arla hat an dieser Firma einen Anteil von 49 %, der chinesische Partner besitzt 51 %.

In Vietnam werden ab Oktober 2007 Milchpulverprodukte unter dem Namen Milex durch Arla Foods Vietnam vertrieben. Die Ware wird aus Skandinavien importiert.Quelle. Wikipedia)[2.

Also ein Global-Player ersten Grades, der an einer marktangepassten  Produktion nicht  interessiert sein kann. Deshalb ist die dänische Regierung auch strikt gegen jede Produktionsbeschränkung( was Arla vorschlägt wird in Dänemark Gesetz). Insoweit fällt es Arla nicht schwer den Hansa-Milchbauern die unbeschränkte Abnahmegarantie ihrer Rohmilch zu garantieren. Milchgeldauszahlungspreise an die Milchbauern sind ja nicht Gegenstand der Verhandlungen. Die ergeben sich ja fast von selbst am Markt, und da wird Arla aufgrund seiner Strategie auf niedrige Michpreise an die Milchbauern drücken. Der Markt ist das Ziel und nicht der Milchpreis!

             Nichts geht ohne Arla- bekommen die Milchbauern in Dänemark kalte Füße?

Es ist kaum vorstellbar, dass diese Aussage der Regierung (Produktion ohne Ende) nicht ohne Abstimmung mit dem dänischen Milchindustrieverband Mejeriforeningen (sprich Arla-Food) erfolgt ist. Obwohl die dänischen Bauern sehr  unternehmungsfreundlich sind , immerhin lieferten sie 2009 zirka 3.9 Prozent mehr Milch gegenüber 2008,  bekommen sie angesichts dieser eröffneten Perspektive langsam kalte Füße. Auch vor dem Hintergrund, dass die Milchviehbetriebe in 2009 erhebliche Verluste einfuhren. Die Verluste bewegten sich gemäß der Beratungsorganisation Dansk Kvaeg je nach Betriebsgröße zwischen 74.000 € und 240.000 €. Für 2010 ist mit keiner durchgreifenden Änderung zu rechnen. Man rechnet für 2010 mit einem Durchschnittspreis von 29 Cents/kg/Milch.  Herr Petersen, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig, spricht in diesem Zusammenhang schon von einem Kamikaze-Kurs.

  Neue Parole  - 500 Kühe müssen her!

 Gespannt werden wir die weitere Entwicklung beobachten, denn die Milchindustrie strebt eine weitere Vergrößerung der Milchviehbetriebe auf 500 Milchkühe an.  Die Verschuldung der dänischen Milchbauern nimmt also weiter zu. Ganz so weit sind wir hier in Norddeutschland noch nicht. - Bisher- aber das wird sich nun rasch ändern!

Und aus der Sicht eines Dänen:

Dazu Christen Sievertsen, Landsforeningen af Danske Mælkeproducenter

Der Milchpreis ist weiterhin niedrig und die Banken sind nicht bereit, Gelder zu geben

Immer wieder hört man: “Schaut doch nach Dänemark, dort schaffen sie es billig und effizient zu produzieren und es gibt mit Arla Foods eine große Molkerei – das ist für alle Seiten von Vorteil.” Doch die Realität sieht anders aus. 

Während der Milchpreis in einigen europäischen Ländern leicht steigt, zahlt Arla Foods weiterhin nur 29 Cents/kg - den Saisonzuschlag von 3 Cents schon eingeschlossen. Also beträgt der Auszahlungspreis faktisch 26,2 Cents. Die dänischen Milcherzeuger leiden stark unter den nicht kostendeckenden Milchpreisen und wegen der Finanzkrise ist es sehr schwierig, die Finanzlücke über Zusatzkredite zu schließen. Die meisten modernen Milchbetriebe haben noch vor der Krise große Kredite aufgenommen. Jetzt haben sie Mühe, die Zinsen zu zahlen. Der Landpreis ist im Vergleich zu 2008 um 60-80 Cents/qm gesunken und damit schwinden die Sicherheiten. Die Banken sind kaum noch bereit, den Milchbetrieben Geld zur Verfügung zu stellen, weder für das Bedienen der Kredite geschweige denn zur Finanzierung von Investitionen. 

Die dänischen Politiker sprechen sich weiterhin für eine starke Reduzierung der EU-Direktzahlungen aus, doch der Wind dreht sich. Einige Vertreter der Politik haben verstanden, dass in den meisten Mitgliedsstaaten die Unterstützung für die Landwirtschaft nicht in Frage gestellt wird und beginnen nun zu schauen, wie sie Einfluss auf die Verteilung der Gelder gewinnen können. Dänemark wird die EU-Ratspräsidentschaft innehaben, wenn die Budgetentscheidungen für die GAP 2013 fallen

Hier wird deutlich, auf was die Milchbauern sich einstellen müssen, wenn sie mit Arla marschieren. Dann entscheiden sie sich für den Weltmarkt und damit für niedrige  Milchpreise. Sie entscheiden sich gegen bäuerliche Größenordnungen und für eine Industrialisierung der Milchproduktion.

 Es ist auch eine Illusion zu glauben, dass der (bäuerliche) Vorstand einer solchen genossenschaftlichen Holding, der alle operativen Geschäftsteile durch Ausgliederung der Kontrolle entzogen wurden, neben einer Feigenblattfunktion, noch selbstständige Kontrolltätigkeiten ausüben kann.

 

 

 

 

 

 

 

Um über die neuesten Artikel informiert zu werden, abonnieren:
Kommentiere diesen Post
G
<br /> jetzt stehen unseren "Supermelkern" ja endlich alle Tore offen den viel gepriesenen Weltmarkt zu bedienen.<br /> <br /> <br />
Antworten