Milchkrise: Die faulen Thesen ( Tricks) der Globalisierungsfanatiker 2.Folge

Veröffentlicht auf von Karl-Dieter Specht

EMB-Fougeres-13-09-10-015-TMilchkrise: Die faulen Thesen ( Tricks) der Globalisierungsfanatiker

Oder:           Melken-bis dass der Pleitegeier kommt!

                                                             3 Folgen

 

Kommentar vom SV Karl-Dieter Specht

                                                            Folge 2  

2. These: Der Weltmarkt ist die Zukunft, denn  über 44 Prozent der Milch werden    exportiert.

·        Wegen der Fülle des Materials wird die „2. These“ in 2 Folgen ( Folge 2 u.2a) abgehandelt.

Bauernverband Schleswig-Holstein:

„Die Betriebe müssen zwischen zwei Strategien wählen. Dem Ausscheiden aus der Bewirtschaftung und der Kostenführerschaft. Zwischen diesen Polen ist nur wenig Luft. Die Mehrzahl der Betriebe  muss aber zwischen Wachsen und Weichen wählen. Mit waschweich hat diese Entscheidung nichts zu tun. Sie ist knallhart und führt in jedem Fall dazu, dass sich die Betriebe massiv verändern.“

 

Schleswig-Holstein: Grenzen des Wachstums noch lange nicht erreicht!

Gettorf - Die Mengensteuerung über Milchquoten verunsichert zwar Teile der Milchviehhalter am Produktionsstandort Schleswig-Holstein, nichtsdestotrotz planen viele Erweiterungen in der Produktion. Dies ergab eine Befragung von Milchviehhaltern, die der Landeskontrollverband Schleswig-Holstein (LKV) zu diesem Thema durchgeführt hatte und die heute von Landwirtschaftsminister Dr. Christian von Boetticher in Gettorf vorgestellt wurde. An der Befragung hatten sich demnach rund 1.400 von 4.200 angesprochenen Milcherzeugern beteiligt; mit 35 Prozent sei dies eine für solche Umfragen gute Beteiligungsquote. Als Ergebnis planen in Schleswig-Holstein rund zwei Drittel dieser Milcherzeuger zukünftige Erweiterungen der Produktion. In den nächsten fünf Jahren ist eine durchschnittliche Erhöhung des Kuhbestands um rund 20 Kühe beziehungsweise 150.000 Kilogramm Milch je Betrieb vorgesehen. Gerade bei den Milchviehhaltern in Schleswig-Holstein sei also eine große Bereitschaft zur Ausdehnung der Milcherzeugung vorhanden. Die Befragungsergebnisse zeigten aber auch, so von Boetticher, die hohe Verunsicherung in Fragen der Mengensteuerungen über Milchquoten(Ouelle:.topagar).

 

Die Landwirtschaftskammer: Wenn der Standort stimme und weitere Entwicklungsmöglichkeiten  sich bieten, könne er nur raten: Gas geben. Allerdings dürfe der Bauer sich dabei nicht zu sehr auf die Politik verlassen und auf den Milchpreis schielen. „Dieser wird immer stärker vom Weltmarkt bestimmt und heftig ausschlagen.Daran müssen wir uns gewöhnen“, sagte Göbbel. Er riet dazu, sich zu spezialisieren. „Die Milchproduktion wandert zu den erfolgreichen und großen Betrieben. Da heißt es, schnell handeln oder aussteigen. Schneller und effizienter als andere sein“, mahnte der Fachmann.

 Und die ausgerichtete Presse legt kräftig nach!Nach dem Ausstieg aus der Milchquote werde ab 2015 der Druck auf die Erzeuger und auf Molkereien kontinuierlich steigen. „Genau das jedoch ist politisch gewollt“, sagte Achler. Der Journalist prophezeite bei einem wachsenden Milchmarkt eine Verschiebung der Kräfte: „Immer mehr Menschen stehen immer weniger Anbauflächen zur Verfügung.“ Schon 2030 werde China die „Wirtschaftsmacht der Zukunft“ sein. Berthold Achler: „Und genau dort müssen wir unsere Milch verkaufen.“  Anmerkung:( Nach Angaben von Achler steigt die Milchproduktion in Norddeutschland um 20 zirka Prozent. Der richtige Weckruf zur richtigen Zeit  für die anderen Himmelsrichtungen der Republik. Zur Information: Die Arbeitgeber von Achler sind: der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband e.V. ( Bauernverband), der Rheinisch-Westfälischer Genossenschaftsverband und die Stiftung Westfälische Landschaft( bitte bei der Wertung der Aussage beachten!).

 MIV- Zukunftsforum Milch: Der Gunststandort Nordeuropa sollte seine Exportchancen am Weltmarkt nutzen - Wachstumsstrategien mit klugen Finanzierungskonzepten verbinden - Nachlassender Konsum verlangt nach neuen Produkten mit höherer Wertschöpfung - Spannungsfeld zwischen Milchauszahlungspreis und Eigenkapitalstruktur.

 

 

 

         

Anmerkungen: Die Aussagen des Bauernverbandes, der Landwirtschaftskammer, der Milchindustrie und der ausgerichteten Fachpresse haben eines gemeinsam: Wachsen um jeden Preis, selbst dann, wenn die Preise durch Überproduktion am Boden liegen. Von einer dem Bedarf angepassten Produktion, wie es die Industrie vorgemacht, ist keine Rede. Immer wieder wird der Weltmarkt bemüht, obwohl nur 8 Prozent der Milchproduktion in Drittländer gehen. Und diese 8 Prozent werden hauptsächlich in Form von Milchpulver geliefert. Von einer hohen Wertschöpfung kann überhaupt keine Rede sein. Im Gegenteil: Diese Verwertung verhindert meistens einen auskömmlichen Milchpreis für die Milchbauern. -  Überprüfung der obigen These!

 

          Thesenüberpüfung:

Ø Milchindustrie-Verbandes (MIV): Geschäftsführer Eckhard Heuser, unterstrich die Bedeutung des Weltmarktes für die Erlöse der deutschen Milchbauern. Er erinnerte daran, dass rund 44 % der in Deutschland erzeugten Milch über die Molkereien ins Ausland exportiert würden. Einer Gesamtmenge von 12,6 Mio. t ausgeführter Milch pro Jahr stünden allerdings 10 Mio. t Importe gegenüber, so dass nur ein Nettoexport von gut 2,5 Mio. t verbleibe. Vehement wandte sich der MIV-Hauptgeschäftsführer gegen die Ansicht, der Export von Milchprodukten sei lediglich eine „Entsorgung von überschüssiger Milch zu Dumpingpreisen“. Gerade die Versorgung ausländischer Märkte mit hochwertigen und hochpreisigen Spezialitäten biete für die europäischen und speziell für die deutschen Molkereien große Chancen, Mehreinnahmen auch für die Landwirte zu erzielen. Nach Angaben von Heuser geht der Löwenanteil der deutschen Milchexporte in andere EU-Mitgliedstaaten; auf Drittländer entfielen kaum mehr als 15 %. Unter letzteren spiele Russland eine besondere Rolle. Auch nach Asien gingen nennenswerte Mengen, wohingegen andere Kontinente eine eher unteirische Regierung sieht im Wegfall der Quoten eine Riesenchance, endlich die Wettbewerbsfähigkeit des Landes in der Milchproduktion unter Beweis zu stellen

Ø  Bericht"Agricultural Outlookt 2010  der FAO: Demnach wird 2019 die weltweite Milchproduktion um 170 Millionen Tonnen höher ausfallen als in den letzten Jahren. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von 2,1 Prozent. 80 Prozent des Zuwachses betrifft Länder außerhalb der OECD. Vor allem China, Indien, Argentinien und Brasilien werden zu einem großen Teil für die Steigerung verantwortlich sein. Allgemein stellt der Bericht fest, dass sich die Milchproduktion von Norden nach Süden, von Europa und Nordamerika nach Asien, Lateinamerika und Ozeanien verlagert. Wegen der Zunahme der Eigenproduktion wird für den Welthandel ein Rückgang von sechs bis sieben Prozent vorausgesagt. Größter Exporteur wird auch weiterhin Neuseeland bleiben, das einen Anteil von rund 35 Prozent am Welthandel hat, obwohl es nur 2,3 Prozent der weltweiten Milch erzeugt. Neuseeland exportiert wegen geringen Eigenkonsums 90 Prozent seiner Milch. Der größte Milchproduzent ist mit Abstand die EU, gefolgt von den USA und Indien.

Ø  Wissenschaft: Durch die hohen Milchpreise der Vergangenheit ist die Milchproduktion weltweit gestiegen. In vielen Staaten der Welt haben die Landwirte im Zuge der hohen Milchpreise ihre Milchproduktion kräftig ausgeweitet.2008 stiegt die Milchproduktion weltweit um 17 bis 19 Millionen Tonnen. Die Preisexplosion 2007/2008 wurde durch einen geringen Mangel von etwa 2-4 Millionen Tonnen verursacht.

Ø Im Klartext: Der Weltmarktpreis wird sich an den Kosten der Grenzanbieter orientieren und dieser lag in der Zeitspanne 2000-2009  im arithmetischen Mittel bei 20,9 Cents/kg/ Milch.

Ø   Europäische Rechnungshof: „Hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit stellt der Hof fest, dass der Anteil der EU am Welthandel mit Milcherzeugnissen seit 1984 schrumpft. Die europäischen Erzeuger für Grunderzeugnisse (Butter und Milchpulver) sind auf den Weltmärkten nur bei entsprechenden hohen Kursen wettbewerbsfähig. Für diese Erzeugnisse bleibt der Weltmarkt ein sekundärer Markt. Lediglich die Hersteller von Käse und anderen Erzeugnissen mit hohem Mehrwert werden mit langfristigen Marktanteilen rechnen können. Die Kommission und die Mitgliedsstaaten sollten sich daher vorrangig auf die Bedarfsdeckung des europäischen Binnenmarktes konzentrieren und erst ergänzend auf die Herstellung von Käse und anderen Erzeugnissen mit hohem Mehrwert, die ohne Budgethilfe für den Weltmarkt exportfähig sind.“

Ø  Bundesregierung: Dr. Gerd Müller, Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftministerium: „ Die hiesigen Molkereiunternehmen seien trotz großer Chancen auf den internationalen Märkten nach wie vor in erster Linie auf den nationalen und den EU-Markt orientiert.“

 

Ø EU dairy farms report 2010:   Gemäß der „ Total economik costs“ (analog der Vollkostenrechnung) von  2000-2007  in den  „15 EU-Staaten“ die Vollkosten der Milchproduktion nicht mehr gedeckt. Diese lagen im Schnitt dieser Jahre bei 35,8 Cents/kg/Milch. Allein die variablen Kosten betrugen zirka 26 Cents/kg/Milch.

Ø  Neuseeland und Australien: Die Exporterstattungen für Milchprodukte, die derzeit sowohl in der EU als auch von den USA an heimische Verarbeiter gezahlt werden , geraten immer mehr unter Beschuss durch andere Produzentenländer. Bei den jüngsten Gesprächen der Welthandelsorganisation (WTO) auf technischer Ebene haben Australien und Neuseeland ihre Kritik an den beiden großen Wirtschaftsblöcken bekräftigt.“

Ø  Irland: Die irische Land- und Ernährungswirtschaft rüstet sich für eine Exportoffensive. Die Abschaffung der EU-Milchquoten im Jahr 2015 soll zu einer massiven Ausweitung der Milch- und Rindfleischproduktion genutzt werden. Das empfiehlt das Strategiepapier "Food Harvest 2020". Das Konzept wurde im Auftrag der Regierung von einem Ausschuss aus Vertretern der Wirtschaft und Verbänden erstellt. Landwirtschaftsminister Brendan Smith kündigte die Einrichtung einer ständigen hochrangigen Expertengruppe an. Sie soll die Umsetzung der mehr als 200 Empfehlungen aus dem Strategiepapier überwachen.
Bis 2020 will Irland die Milchproduktion um 50% oder 2,75 Mrd. kg Milch steigern. Die zusätzliche Menge soll im Ausland abgesetzt werden. Dazu soll die irische Milchwirtschaft vor allem Markenprodukte mit hohem Wiedererkennungswert entwickeln. Die Molkereistruktur soll gestrafft werden, um eine effizientere Verarbeitung zu erreichen. Auch für die Rindfleischproduktion lautet die Zielvorgabe "intelligentes und grünes Wachstum". Der Produktionswert soll bis 2020 um 20% erhöht werden. Irisches Rindfleisch soll als Premiumware von Weidetieren in der Europäischen Union aber auch in den USA vermarktet werden. Rolle spielten.

Ø  Rumänien: Agrarminister Tabara prangert Milch-Multis an: "Unerhört, dass Rumänien inzwischen sogar zum Milchgroßimporteur geworden ist" Bei Agrarminister Valeriu Tabara ecken sowohl die importorientierten Strategien der großen Milchprodukteerzeuger als auch deren Preise an: Es sei „unerhört und unzulässig, dass Rumänien mittlerweile zu einem Großimporteur von Milch und Milchprodukten“ geworden sei, deren Qualität im Übrigen oftmals viel zu wünschen übrig ließe, sagte der Landwirtschaftsminister am Samstag anlässlich einer Pressekonferenz. Die hierzulande tätigen Milch-Multis hätten sich inzwischen eine derartige Marktdominanz gesichert, dass sie schon fast als „Monopol“ zu bezeichnen sei, so Tabara. Auch die aktuellen Milchpreise liegen dem Agrarminister − wie auch den Konsumenten − schwer im Magen: Regalpreise von über einem Euro seien für ihn einfach nicht nachvollziehbar, erklärte der Agrarminister. Die rumänischen Milchbauern würden ihre Milch mit 1,1−1,2 Lei (etwa 22 bzw. 25 Eurocent) verkaufen, während der Regalpreis eines Liters Milch schließlich bei über 4 bis über 5 Lei, folglich bei über einem Euro, liege. Aus seiner Sicht sei wichtig, dass die Milchprodukteerzeuger künftig fast ausschließlich auf die heimische Produktion und nicht auf Importe zurückgreifen, sagte der Minister. Rumänien sei sehr wohl imstande, seinen Milch- und Milchproduktekonsum aus der eigenen Produktion zu sichern(Quelle: Wirtschaft).

 

 

 

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