Milchkrise- die Verluste halten auch 2017 an!

Veröffentlicht auf von Karl-Dieter Specht

Milchkrise- die Verluste halten auch 2017 an!

Wenn die Argumente der Milchindustrie ausgehen, dann plötzlich-oh Wunder- ist wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen - in Form der Abnahme der angelieferten Milchmenge. Mit anderen Worten: Der freie Markt funktioniert. Es bedarf also keiner lenkenden Maßnahmen, so die Milchindustrie. Im Schlepptau der Milchindustrie befindet sich der Bauernverband einschließlich Raiffeisen.

Um dieses Licht am Ende des Tunnels einmal näher zu beleuchten,lege ich mal den „Kieler Börsenmilchwert“ des ife-Institutes für die nähere Zukunft zugrunde. Da ergibt sich folgendes Bild: Von zurzeit 23,6 Cents/kg Milch ab Hof entwickelt sich der Preis bis August 2017 auf 30,7 Cents/kg Milch ab Hof. Also eine Steigerung des Milch ab Hof Preises um zirka 30%.

Wie gesagt, das ist nur eine Prognose! Schaut man sich die Kostenstruktur in der Milchviehhaltung an, dann betragen die variablen Kosten (Direktkosten) der Durchschnittsbetriebe in Schleswig-Holstein je kg Milch bei 31,40 Cents (2014). D.h. trotz der angenommen Verbesserung des Milch- ab Hof- Preises können noch nicht einmal die variablen Kosten gedeckt werden.

Für den Durchschnittsbetrieb in S-H (126,7 Kühe) bedeutet das in den nächsten 15 Monaten (Juni 2016/Aug. 2017)e einen monetären Verlust von zirka 31.000 € .Es können, trotz der prognostizierten Preisverbesserungen, die täglich anfallenden Rechnungen nicht mehr voll bezahlt werden. Noch schlimmer sieht es aus, wenn man die Vollkosten zugrunde legt. Da werden die Gemeinkosten in Höhe von zirka 180.000 € nicht gedeckt. Insgesamt entstehen für den Durchschnittsbetrieb in Schleswig-Holstein in den nächsten 15 Monaten ein Verlust von zirka 211.000 €.

Ein Aderlass, den viele Betriebe nicht überleben werden. Selbst die besseren Betriebe erwirtschaften zwar die variablen Kosten, können jedoch die Gemeinkosten nicht erwirtschaften, so dass auch für die besseren Betriebe ein Verlust von 169.000€ zu erwarten ist.

Das nennt man laut Bauernverband: „Marktbereinigung!“ Hinzu kommt, dass die vom Ife-Institut ermittelten Werte aus einer Mischkalkulation bestehen. D.d. wegen der schlechteren Wertschöpfung, insbesondere im Norden, können die kalkulierten Werte noch unterschritten werden.

Anmerkung: Der Kieler Börsenmilchwert EEX wird berechnet aus den Schlusskursen der an der European Energy Exchange (EEX) mit Sitz in Leipzig handelbaren Kontrakte für Butter und Magermilch-pulver. Er kann nur berechnet werden, wenn beide Werte vorliegen, wenn also für Butter und Magermilchpulver Schlusskurse gebildet wurden. Der Wert wird berechnet nach der Methode des Kieler Rohstoffwertes.

Der Kieler Börsenmilchwert gilt für eine Standardmilch mit 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß, ab Hof des Milcherzeugers, ohne Mehrwertsteuer triebe nicht verkraften können. (Quelle: Ife-Institut)

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