Milchkrise: Die faulen Thesen ( Tricks) der Globalisierungsfanatiker

Veröffentlicht auf von Karl-Dieter Specht

EMB-Fougeres-13-09-10-015-TMilchkrise:  Die faulen Thesen ( Tricks) der Globalisierungsfanatiker

Oder:                             Melken -  bis dass  der Pleitegeier kommt!

3 Folgen

 

Folge 1

 

Zusammengestellt und kommentiert vom SV Karl-Dieter Specht

 

These 1- Es gibt keine Überproduktion –deshalb weiter so!

 Bauernverband: „Nach Ansicht von Dr. Rudolf Schmidt , Referatsleiter Milch beim DBV, ist die katastrophale Lage am Milchmarkt nicht das Ergebnis einer Überproduktion, sondern eines dramatischen Rückgangs des Absatzes.“

Bauernboss Sonnleitner: Wir müssen mit dem zurechtkommen, was Fakt ist“, betonte Sonnleitner. Und Fakt sei, dass weder die Politik noch der Bauernverband die Milchpreise bestimmen können. „Wir haben internationale Märkte und freien Wettbewerb, ob wir das wollen oder nicht“, rief er in den Saal. „Und wer das nicht versteht, wird zu den Verlierern gehören, ganz einfach.“

Milchindustrieverband: MIV-Vorsitzender  Dr. Karl-Heinz Engel: „Die Mehrheit der Milcherzeuger will die Marktwirtschaft.Eine „systematische Marktsteuerung“, wie Brüssel sie offenbar anstrebe, sei ein Unding, erklärte Engel mit dem Hinweis auf das ökonomische Scheitern der DDR.“

Genossenschaften:

Dr. Karl-Heinz Engel (Hochwald): Entscheidung über die Zukunft der Milchgarantiemengenregelung nach 2014/15 ist Sache der Milcherzeuger. Hochwald steht für eine „eventuelle“ Nachfolgeregelung nicht zur Verfügung.

Arla/Hansa: Nach dem Zusammenschluss sichert die Arla den zur Hansa-Milch gehörenden Landwirten eine unbefristete Michabnahmegarantie zu. Der Bauernverband begrüßt den Zusammenschluss, da die deutschen  Milchbauern mehr Milchgeld bekommen sollen.

 Nordmilch/Humana: Für die Zeit nach der Quote hat die NORDMILCH ihren Mitgliedern die volle Abnahmegarantie ausgesprochen. Die staatliche Quotenregelung soll durch keine neue Mengenbegrenzung ersetzt werden.

 

Thesenüberprüfung:

Ø  EU-Rechnungshof: „Ein Vierteljahrhundert nach Einführung der Milchquote hat der europäische Rechnungshof eine verheerende  Bilanz gezogen. Zwar habe das Quotensystem die Überschussproduktion eingeschränkt, gemessen an der Nachfrage sei aber immer noch zu viel Milch produziert worden.“

Ø  Milchindustrieverband (MIV):Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Was bei anderen Agrarmärkten gilt, erleben wir heute am Milchmarkt“.

Ø  Müllermilch:  „Weder Discounter noch die Molkereien sind dafür verantwortlich, ob der Milchpreis pro Liter 20,30 oder 40 Cents beträgt. Der Milchpreis bildet sich ausschließlich über die Preise für Magermilchpulver und Blockbutter.“

Ø  Johannes Broekmans (Bongrein Deutschland) : „ich halte es für nicht klug, wenn die Molkereien in einem überschüssigen Markt nicht versuchen die Milchmenge zu regulieren. Dazu machen wir uns in der Krise nur die Preise kaputt“, betonte Broekemans.  Brokemanns kann überhaupt nicht verstehen, dass deutsche Molkereien nicht an begrenzende Maßnahmen interessiert seien. Der Milchindustrieverband (MIV) betont nach wie vor, sich nicht in das Anlieferungsverhalten der Landwirte einzumischen. Gleichzeitig hält der MIV-Vorsitzende Dr. Karl-Heinz Engel einen Mindestpreis für Milch für nötig. Wie hoch der Mindestpreis denn liegen soll, ließ Engel offen.

Ø  Lars Hoelgaard (Der für Landwirtschaft zuständige stellvertretende Generaldirektor der Europäischen Kommission).Es könne nicht sein, dass jeder Bauer so viel Milch produziert, wie er will. Die Molkereien sollten vielmehr die Mengen vertraglich festschreiben. Als „perverse Reaktion“ bezeichnete es Hoelgaard, dass die Milcherzeuger auf die fallenden Milchpreise mit höherer Produktion reagiert hätten. Der Markt müsse deshalb auch künftig eine „gewissen Regelung“ haben, um solche Exzesse zu vermeiden. Brüssel jedenfalls werde die Überproduktion künftig nicht mehr finanzieren. Das EU-Sicherheitsnetz werde bewusst niedrig bei 18 bis 19 Cent angelegt, damit schwache Betriebe die Produktion reduzieren oder einstellen.

Ø  Online-Umfrage: Gemäß einer Online- Umfrage des dlv ( Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH), ob ein gestaffelte Milchpreise helfen, Milchmengen zu reduzieren, antworteten 80,9 Prozent der Teilnehmer mit ja; 15,7 Prozent mit nein.

Anmerkungen: Es ist schon ein dreistes Stück, was sich der DBV  und die Milchindustrie da leisten. Entgegen aller fachlichen Kommentierung, die das Überangebot als Ursache des Preisverfalls ausmachen, verneint der DBV diesen Tatbestand. Gedanken, wie man eine marktangepasste Situation herbeiführen kann, kommen den Lobbyisten des DBV und der Milchindustrie  nicht in den Sinn. Selbst zarthafte Ansätze einiger Molkereien, die darüber reden wollen, werden nicht weiter verfolgt. Durchaus konstruktive Vorschläge von Lars Hoelgaard (EU-Kommission) werden ganz einfach von Dr. Engel mit dem Hinweis auf die ehemalige DDR  plattgewalzt.  Einfallsloser und dilettantischer kann man sachliche Argumente nicht vom Tisch fegen. Das ist aber noch nicht alles! Engel lehnt alle Forderungen von Seiten der Milchbauern, bei der Stabilisierung behilflich zu sein, ganz einfach ab. „Das ist Sache der Milcherzeuger“, so Engel!  Nun wissen die Milchbauern  endlich (hoffentlich)  Bescheid, wo  und wie sie dran ist. Klarheit in diesen Sachen  ist allemal  besser als immer  im Trüben  fischen zu müssen. Insoweit ist das Ansinnen der Kommission richtig, die Marktmacht der Milcherzeuger zu stärken( hier muss aber noch nachgebessert werden). Es liegt nun an den Milchbauern selbst, ob sie alle Möglichkeiten der Mengenbündelung nutzen, damit sie als gleichberechtigte Partner ernst genommen werden. Auf eines können sich die Milchbauern auf jeden Fall verlassen: Die Milchindustrie wird sie beim Kampf um höhere  und existenzsichernde Milchpreise nicht unterstützen!

Auch  das Ergebnis einer Umfrage des dlv (Deutscher Landwirtschaftsverlag GmbH) (lässt den Bauernverband  und die Milchindustrie kalt. Der DBV und die Milchindustrie müssen sich fragen lassen, ob sie noch mehrheitlich die Interessen der Milchbauern vertreten können? Anders herum formuliert: Wann schicken die Milchbauern diese falschen Propheten endlich in die Wüste?

 

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